(c) - POP SKURRILIST - Feine Qualitätskunst seit 2007
Dienstag, 10. Februar 2015
(c) pop skurrilist
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Nachgereicht. Der Turm Nummer 60 der unendlichen Rundfahrt.
(Hingefahren, Hintern abgefroren, gezeichnet, fertig. Derzeit ist hier nur Tipperei mit Daumen angesagt. Daher aufs Wesentliche reduziert)

Ich möchte mich noch bei der jungen Spaziergängerin bedanken, die mir eine wärmende Tasse Tee am Turm reichte. Der half sehr, bei -6° C...



Samstag, 10. Januar 2015
(c) pop skurrilist
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[2097]

Wie im ersten Teil beschrieben, empfingen mich in der Stadt des guten alten Ludwig van gediegene -6°C. Ein frostiger Empfang – aber ich hatte ja Sonne mitgebracht und somit war meine gute Grille gerettet. Schnurstracks velozipedierte ich in Richtung Turm No. 59 der unendlichen Rundfahrt.
Wie so häufig, war der Turm nicht ganz so einfach zu finden. Sicher, man findet im Schilderwald allerlei Hinweise zu den touristischen Attraktionen... die beziehen sich allerdings samt und sonders auf das Wirken des guten alten Ludwig van.
Das ist auch legitim, ich hoffte indes, ganz insgeheim, auf den ein oder anderen Passanten, den ich einer peinlichen Befragung unterziehen konnte. Travelling the american way, you know?
Gut, das Waterboarding fiel alleine schon auf Grund der Temperaturen aus – oder kennen Sie, geneigter Leser, das Gefühl des Ertrinkens durch Eiswürfel? Na also!
Und sowieso fiel eine Befragung im Allgemeinen aus, war nämlich keiner da, den man hätte befragen können.
Es war den Damen und Herren Einwohnern wohl zu kalt gewesen, um vor die Tür zu gehen.
Die saßen bestimmt alle in Decken gehüllt und mit heißem Tee vom Roten Kreuz versorgt vor der Glotze und haben Skispringen geguckt. Oder Darts-WM, vonwegen der Identifikationsfiguren.

Bin ich eben aus Trotz ganz alleine auf die Suche nach dem Turm... Ha!

Und dann bin ich da so kreuz und quer über die versiegelten Flächen der Stadt des guten alten Ludwig van.
Das Erste, was mir vor die Linse kam, weil ich falsch abbog, das war die Kirche, die Ludwig van eigenhändig erbaut hatte, weil er einen Raum suchte, wo er proben konnte. Hat ja schon Wilhelm Busch gesagt, dass Musik oft als störend empfunden wird... und die Bässe, also, die Frequenzen die gehen ja überall durch. Und dann durch Mark und Bein. Darum sind ja Wohnimmobilien in Gewerbegebieten recht günstig zu erstehen, weil die Kühlanlagen der LKW seit einigen Jahren neuen Vorschriften genügen müssen, die irre Frequenzen erzeugen, die gehen überall durch... aber das nur am Rande.

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Da war da also dieser Musikalsakralbau im Stil der Renaissance. „Ja, wie Rönneßonß? Wo ist denn da der Baiser?“ wird jetzt vielleicht manch einer denken.
Baiser ist Barock! Leichte Eselsbrücke, mit dem dicken B, wenn sie mich fragen. Rönneßonß ist mehr so... stReng. Und war vor dem Barock, weil den Menschen die Gotik auf den Senkel ging. Zuviel Bögen hier, zuviel Mumenschanz dort. Quasi der erste Bauhaus nach dem Mittelalter. Und als der Ludwig van den baute, war das ja schon wieder so eine Form von Retro.
Vintage, NOS, Fixie weil die Backsteine von der Godesburg genommen wurden.
Interessant ist der Baustil wirklich. Sieht ja auch irgendwie Neo-belgisch aus. Ist auch kein Wunder, denn Ludwig van war ja so ein Gastarbeiterkind aus Belgien.
„Ja aber, Belgien gab es damals noch nicht!“ wird man jetzt einwerfen mögen. Aber, ganz ehrlich, Belgien hat es bis heute nicht gegeben!
Da muss man auch mal fünfe gerade sein lassen, vonwegen dem besserem Verständnis für den Leser. Wir sind zwar hier nicht bei Amazonen, die ein Buch wegen zuvieler Gedankenstriche aus dem Vertrieb nehmen (das darf der geneigte Leser jetzt aber bitte selber mal im Internet recherchieren, was da geschah), aber ich bemühe mich doch stets im Rahmen meiner Möglichkeiten, mich einer leicht verständlichen Sprache zu befleissigen. (Haha)

Nach einem nur kurzen Aufenthalt (war ja so kalt draussen und drinnen bestimmt nicht wärmer), bin ich in eine nahegelegene Grünanlage gefahren. Total jeck – typisch Rheinland-

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das Grün war nicht nur in verschiedenen Nuancen zu sehen, sondern auch mit weiß – und jetzt halten Sie sich fest: mit buntem Weiß!
Weiß in allen Nuancen!!! Von gelb- über orangsch-, rot-, rotviolett-, violett-, blauviolett-, blau-, blaugrün-, grün-, gelbgrün-, wieder hin zu gelbweiß und dessen Mischungen!
Für die Herren: Hab nur Spaß gemacht, war alles weiß...

Ich hab mich dann da mal umgesehen. Die Grünanlagen, das war der kurfürstliche Park gewesen.
War der Bismarck nicht auch mal Fürst gewesen? Fürst Kanzler gar?
Ich war wohl auf dem richtigen Weg. Ha!
Wegen der Kälte fiel mir dann erst später ein, daß der Kurfürst dieser Wiese ja gar nicht der Bismarck war. Das war nämlich ein ganz ein anderer. Der zuständige Kurfürst für die Stadt vom guten alten Ludoviko van, das war nämlich auch gar kein Graf oder sogar Baron, das war der Bischof von Köln. Und weil schon früher in Köln kaum Platz für Grünanlagen war, vonwegen der Bebauungspläne, da hat der Bischof sich gedacht, er könne für seine Schäfchen eine hübsche Weide gebrauchen, wegen Psalm 23 (kennt der geneigte Leser vielleicht vom Kino... wenn der Denzel Washington (haha, den verwechsel ich immer mit Will Smith...haha) da mit der Knarre immer den Psalm aufsagt, bevor der die Leute umbringt).
Die hat der Bischof dann eben hier, wo ich jetzt stand, gefunden, die Wiese, nicht die toten Leute, Sie verstehen schon.
Irgendwann hat die Wiese dann keiner mehr gebraucht und der Ludwig van, das alte Universalgenie, hat dann dort seinen ganzen selbstgebastelten Plunder abgestellt.
Wenn das heute einer täte, dann käme gleich das Ordnungsamt. Damals wohl nicht.
Ich zeige dem geneigten Leser nun einige Beispiele des Œuvre dieses belgischen Gastarbeiterkind-Universalgenies.

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Da hat der gute alte Ludwig van mit gerissenen Klavierbowdenzügen was in den Stein geritzt... Und ich hatte gedacht gehabt, Kaiser sei nur der Franz Beckenbauer. Hat er sich wohl bedient, der Franz. Aber das muss die LarifariEthik-Kommission vom Blatter Seppl untersuchen, nicht ich.

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Der junge Knabe Ludwig van
Diese Skulptur hat er erst im hohen Alter, als er bereits mindestens Grad der Behinderung 70 gehabt hätte, aber dann doch nicht, weil keine sozialen Einschränkungen vorhanden und das Versorgungsamt... ach.. das ist jetzt zu kompliziert.
Hat er also diese Skulptur geschaffen. Irgendwas mit Autoerotik.
Immerhin -und zum Leidwesen von Daniel C.-B. und Sebastian E.- ist der Schnörpel bedeckt.

Ach und dort stand noch so viel vom guten alten Ludwig van. Herausragend sei noch eine Wettersäule erwähnt. Mit Schüff und Text „Gruß vom Rhein“ - hat der geneigte Leser vielleicht schonmal im Flur bei der Omma gesehen.

Aber da sollte der geneigte Leser doch wirklich mal selber hin, bei etwas wärmeren Bedingungen, vielleicht. Es tut da nämlich am Rhein mehr geben, als die Schlagseite aufm Schüff, wenn die Lorelei passiert wird...

Ach, ein Foto hab ich noch:

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Tennisplätze, leicht schepp

Ganz schön spätrömisch dekadent! So als Vorgarten. Ich habe dem Tennissport ja eine Absage erteilt, seitdem nicht mehr reinweiß gespielt wird.

Aber ich war ja eigentlich aus einem anderen Grund hier. Der Höhe 59 wegen.

Und ich so weiter über die versiegelten Flächen. Ich bog, erstaunlich genug, richtig ab

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und es ging bergauf! Mit mir, aber auch mit der Topographie. Das ist nämlich oft das Leidige an diesen Fürstentürmen, daß die oft an so exponierten Stellen hingestellt wurden, damit man was zu gucken hat, da oben, aufm Turm, up on the roof, quasi. Haben schon Karola König und Herr Schneider drüber geschrieben und andere davon singen lassen.
Gut nur, daß der 59. Heringsturm linksrheinisch liegt. Ist etwas flacher als auf der anderen Rheinseite, da im Siebenzwerge-Gebirge. Dabei hatte mir der Aufstieg eigentlich nicht so viele Sorgen bereitet. Aber danach wieder hinunter, auf eisglatter Fahrbahn... bäh.
Ich da also hinauf.
Mir ist es selten zuvor gelungen, erst recht mit einem 28mm-Vollgummi-Langstrecken-Pneu eines gevogelten Herstellers, das Hinterrad zum Schlupfen zu bringen!
Contenance bewahren, hieß die Devise. Hatte zum Glück auch keiner gesehen, diesen kometen proletenhaften Antritt am Berg...

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und rubbeldikatz war der auf einmal da, der Turm.

Höhe 59 ✓

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Ein bisken noch die Ruinen der armen Rheinseite genossen

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und einen abschließenden Blick auf die Baracken der internen Schüler einer höheren Lehranstalt geworfen.

Dann rief ich mir den Turm 60 in Erinnerung...

Ende Teil 2

Halt!
Was ganz doll Wichtiges vergessen:

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Einer der geschichtsträchtigsten Orte der nicht ganz so alten Vergangenheit in der Stadt des guten alten Ludwig van.
Bei billigem Rheinwein, den sich nicht einmal Werner Höfer bei seinen internationalen Frühschoppen zu kredenzen wagte, haben in diesem Lokal 1955 die Sozen ihre Abkehr von der reinen Lehre beschlossen und somit dem Peter Hartz IV den Boden bereitet. Das war der mit den Bordellbesuchen auf Firmenkosten bei Volkswagen.
Peter Hartz IV ist übrigens mittlerweile Berater des französischen Präsidenten in Sachen Arbeitsmarktreformen (von Motorrollern hat er indes weniger Ahnung).. oh là là!
Oder vielleicht besser: qu'est-ce que c'est que ça?
Folgerichtig ist dieser Hort des Neoliberalismus nunmehr eine Pizzarei, weil die Sozen ja auch wegen dem Beinamen „Toskana-Fraktion“... egal, jedenfalls hat der geneigte Leser mal wieder etwas mehr gelernt, als wie sonst, im ÖPNV durch das Mitlesen der Gazetten des Gegenübersitzenden.



Mittwoch, 31. Dezember 2014
Teil 1

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Zwischen den Jahren
[2096]

Kennen Sie das? Da planen und arbeiten Sie auf ein Projekt ein Leben lang ganz schön lange hin und am Stichtag schlägt Ihnen wer ein Schnippchen!
Ja? Kennen Sie?
Hätte mich auch gewundert, wenn Sie es nicht kennen täten, denn sonst wäre ja alles so gut gelaufen und zu einem schönen Ende gekommen. Nicht so, wie es denn letztlich alles schief lief,
am Flughafen in Berlin, der Elbmusikalienhandlung oder beim Ferienfahrplan der Bundesbahn, dem Langlaufunfall der Frau Bundeskanzlerin – weswegen der Herr Bosbach sie (die Frau Bundeskanzlerin, nicht Sie, geneigter Leser) telefonisch nicht erreichen konnte und ganz schön schwitzen musste, beim Jauch. In die selbige dann auch Greenpeace mit Währungsspekulationen nicht gegriffen hätte. Und so ist mal wieder allerorten die Kacke so richtig am Dampfen! Dank Ihnen!
- ich habe gehört, das macht man jetzt so. Die Anhänger beschimpfen. Zur Motivation.

Ich hatte auch was in der Planung (liest noch wer mit?), nämlich eine schöne Jahresabschlussfahrt. Vom schönen Niederrhein zur schönen Stadt vom schönen guten alten Ludwig van. Da standen und stehen auch noch heute zwei alleinstehende Türme, eigenhändig gebaut vom großen Erfinder des feinsauer eingelegten Herings im Glas mit Schraubdeckelverschluss.
Wochen zuvor hatte ich alles in trockene Tücher gewickelt. Datum frei gehalten, Bütterken geschmiert und was weiß ich nicht noch alles.
Achso, Fahrrad geputzt und so, natürlich auch. Sogar die noch wichtigere Bekleidungsfrage schien geklärt.
Und dann kam alles, alles anders!
Da war der geneigte Leser diesmal aber nicht dran schuld, sondern das Wetter.

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Kennen Sie den Niederrhein?
Also, am Niederrhein, da sinkt die Temperatur im Winter nur selten unter die 16° Celsius-Marke (eigentlich hat es hier das ganze Jahr über 16°C... - gut, im Sommer kann es auch mal deutlich wärmer werden. 18°C oder so, aber das sind Ausreisser). Und hier, am Niederrhein, weil der Winter so milde ist, sieht man, floristisch gesehen, alle vier Jahreszeiten an einer Pflanze gleichzeitig (nicht nur an der Rheinfähre, aber das war jetzt eher was für Insider)!
Das nennt man Mikroklima und darum lachen wir Niederrheiner immerzu – wenn keiner guckt.

Ein paar Tage vor dem 28. Dezember 2014 habe ich dann aber noch nicht mal mehr im Keller gelacht...

Eigentlich war das ja so geplant gewesen:

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Mit dem Eisenhaufen von 1934,
dem eigentlichen Turmrad, mit dem ich bereits die Elfringhauser Schweiz und das Bergische San Franzisko bezwang, wäre ich in Kniestrümpfen, Knickerbockern, den guten Rahmengenähten sowie einem Polohemd und eventuell einem Pullunder für die kühlen Abendstunden, den Rhein entlang pedaliert, hätte Tee und Gebäck, Kaffee und Kuchen in mich gestopft und alle wären zufrieden gewesen. Dann hörte ich was von Temperatursturz...
Kalt sollte es werden. Richtig kalt!
Ich rede jetzt hier nicht von 12°C oder so. Obwohl diese Temperatur bei den Älteren am Niederrhein bereits Erinnerungen an Stalingrad weckt. Da rückt das Rote Kreuz nämlich aus und verteilt Decken und heißen Tee. In den Wohnungen, wohlgemerkt.
Neeeee! Um den Gefrierpunkt, hat man sich auf den Straßen und an den Kiosken (Wasserhäuschen, für den Frankfurter Leser) zugeraunt. Um die 0°C sollte es werden.
Da war ich aber in Aufruhr, das darf ich getrost sagen. Im Geiste hatte ich bereits das Polo- durch ein Langarmhemd und den Pullunder durch einen Pullover ersetzt. Farblich natürlich aufeinander abgestimmt, aber das versteht sich ja wohl von selbst.
Als die letzte Temperaturvorhersage sich auf -2°C festlegte, zog ich sogar den Dufflecoat in Betracht.
Schockschwerenot! Der Dufflecoat!? Sapristi! Wo war denn der überhaupt?
Ewig nicht gebraucht (16°C und so), irgendwann in einen Karton gepackt, wegen der

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Bautätigkeiten im Hause,
dann letztendlich verschollen.

Das Rote Kreuz faltete bereits Decken und kochte heißen Tee im Akkord und hatte leider keine Kapazitäten für den Suchdienst mehr frei. Aber ohne den Dufflecoat, bei den annoncierten Temperaturen – das wäre zu kalt gewesen. Und einen anderen Mantel besitze ich nicht.. das hätte nicht ausgesehen! Ich meine, das muss doch auch aussehen, wenn man da so auf dem Velo..., da kann man doch nicht wie ein [SERIENDRUCKFELD: „Lieblingsfeindbild“] aussehen! Und dann die Unfallgefahr! Nicht auszudenken, ich würde mit dem Rad böse stürzen! Das schöne alte Rad könnte Schaden nehmen, kaputt gehen gar!

Wie ein aufgeregtes Huhn flatterte ich auf der Baustelle umher und suchte nach einem Ausweg aus diesem Dilemma.
Als Erstes habe ich dann mal das Rad getauscht.
Das hat mich schon Überwindung gekostet. Der Turm in Ansbach war ja bereits mit einem Leihrad neueren Baujahres bezwungen worden. Aus Gründen ™ der Logistik. Es sollte ein Ausreisser bleiben, hatte ich mir gedacht. Nun gut, ich wählte das Rumpelrad, weil, da passen auch breitere Pneus hinein. Für das Archiv: 28 mm sollten es sein, vonwegen der Sicherheit und so.
Jahaha, und die Bekleidung hab ich auch geändert.

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Mehr so Mamil und dann die Sommersachen in mehrerererererereren Lagen übereinander. Wie eine Zwiebel, so können Sie, geneigter Leser, sich das vorstellen.
Und ich verkürzte die Reiseroute.
Der Plan war zunächst, mit der Bundesbahn bis Köln zu reisen und sich dann erst auf den Sattel zu schwingen.
Ich sag Ihnen was: Wenn Sie am 28. Dezember 2014 am Bahnsteig ein Michelin-Männchen (Bibendum, falls Sie mal wie der Herr Bosbach beim Jauch ins Schwitzen kommen) mit Rad erblickten, dann war ich das.

Joa, und dann kam ich in Köln an. Ganz schön kalt war es da!
Irgendwie hatte ich mir -2°C wärmer vorgestellt. Es waren dann auch gar keine -2°C gewesen.
Es waren sieben! -7°C !!!
Hallo?! Sieben Grad unter Null! Im Winter! Wohl verrückt geworden!?!
Ich meine, das hatte ja nun nix mehr mit Ausreisser oder so zu tun. Gedanklich sah ich bereits die Herren Redakteure in einer Sondersitzung beisammen hocken, um einen ARD-Brennpunkt zusammen zu wichsen. Die sind ja immer dankbar, für solche Themen. Aber bis zur Ausstrahlung, da war es an mir, sich des Themas zu bemächtigen. -7°C, mein lieber Herr Gesangsverein...

Ich bin dann etas bang über die römischen Tonscherbenstraßen Kölns geeiert, ein Stück des Rheins entlang, um mir dann einzugestehen: Schnapsidee!
Hatten alle Recht gehabt, denen ich im Vorfeld von meinem Vorhaben erzählt hatte. Zweifel an meiner Zurechnungsfähigkeit, so der allgemeine Tenor.
Völlig insuffiziente Bekleidung ließ mich abermals die Planung über den Haufen werfen. Ich wollte schließlich nicht mit fünf Zehen in meinen Händen heimkehren.
Da bin ich dann zum nächsten Bahnhof. Denn die Entscheidung, die Türme zu nehmen, die war ja gefallen. Ich häte wirklich gerne die gesammte Strecke mit dem Velo... alleine, was einem da optisch entgangen ist: Chemiewerke Dormagen, Köln-Chorweiler, Tankstelle in Wesseling... lauter Leckerbissen, die Lust auf Mehr machten... Auf mehr Bahn fahren, nämlich.
Da war ich also gar nicht sooo traurig, als ich in der warmen Bahn stand und dann die Stadt des guten alten Ludwig van erreichte.
Immerhin, es war hier wesentlich wärmer. -6°C, nämlich.
Das war auszuhalten und außerdem hatte ich ja nun auch viel mehr Zeit für eine größere Erkundung der Ludwig van-Stadt. Da war ich wieder mit mir im Rhein.
Aber zuallererst war ich im Kalten. Meine Fresse, war das kalt!

Da hab ich mich dann mal warm gefahren.



Samstag, 20. Dezember 2014
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[2095]
Also, ich hab ja ein „neues“ Rad, wissen Sie, geneigter Leser.
Das wollte ich eigentlich ja gar nicht haben – ich schwör´!

Das war nämlich so gewesen, daß ich auch für die nasse Jahreszeit ein Rad gesucht habe (naja, vielmehr habe ich abgewartet, ob eins vorbeigeflogen kommt, so zufällig. Soll ja vorkommen.). So eines mit Schutzblechen, damit ich nicht immer mit dem Eisenhaufen mit den schlechten Bremsen von 1934 in den dichten Novemberverkehr von 2014 eintauchen muss.

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Eisenhaufen

Der November, das ist nämlich der schlimmste Monat vom ganzen Jahr, weil da keine Sau Urlaub hat und alle wegen der Meteorologie mit dem eigenen Auto auffe Maloche oder zum Stempeln fahren. Bus und Bahn fährt ja auch keiner, wegen der Meteroritenlogie. Bei Regen an der Haltestelle zu stehen und mit klappernden Zähnen sowie aufgestellten Nackenhaaren „Happy“ zu singen... macht doch heute kein Aas mehr. Lieber auffe Sitzheizung hocken und „Atemlos“ mitflöten. Im Stau.
Durch das Flöten beschlagen dann die Scheiben und dann sehen die Autos die anderen Verkehrsteilnehmer nicht und Kazonk! Schon ist ein Unglück geschehen!

Weil der schwächere Verkehrsteilnehmer immer, aber auch wirklich immer, für die anderen Blödbommel mitdenken muss. Wenn dann die Bremsen nicht gehen – dann ist das blöd. Da nützt dann auch die ganze Theorie nix. Darum haben die Fixie-Räder (ohne Bremsen) auch so großen Anklang unter Akademikern. Vonwegen der Praxisferne und so.

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Und Schutzbleche wären schön, für so ein Novemberfahrrad. Man weiß ja nie, welche Hinterlassenschaft da so unter dem Herbstlaub lauert. Und das kann ganz schön hoch spritzen, wenn man da so mit 35 km/h auf dem Gehweg unterwegs ist. Und man kann ja die Augen auch nicht überall haben. Auf dem Weg und auf das Smartphone. Und solange, wie das keine Chamäläonaugen für den Menschen gibt, da muss man eben Prioritäten setzen!
Denn wenn auf die gelesene Kurznachricht nicht stehenden Fußes eine Antwort erfolgt, dann ist das Zwischenmenschliche empfindlich gestört. Da machste nix. Und deswegen ja dann auch die Schutzbleche, vonwegen der Sicherheit der Zwischenmenschlichkeit.

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Vielleicht kennt der geneigte Leser ja den flotten Spruch: „Freitag um eins – macht jeder seins!“
In Deutschland ist das ja jetzt so, seit einigen Jahren, dass der Freitag bereits montags beginnt und sonntags nicht endet. So gesellschaftlich betrachtet.
Und dann wären Fahrräder mit Schutzblechen auch gut. Denn dann könnten die Premiumprojekte aka Kinder, auch bei miesem Wetter mit dem Rad zur Schule fahren. Selbstätig. Und müssten nicht von unterforderten Eltern mit dem Auto bis in den Klassenraum begleitet werden. Weil die Schutzbleche am Kolnago-Karbon-Kinderrad fehlen.

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Achso, das neue Rad... naja, mach ich mal kurz:
Ich mein, bevor der das auf den Müll tut, da nehm ich das doch lieber mal mit, zur Sicherheit.



Nach wie vor im Verzug mit der täglichen Künstlerei... die Bauarbeiten dauern an...