26°C, haben sie gesagt. Bewölkt, haben sie gesagt...
Gute Bedingungen, um den 25 kg- Eisenhaufen von 1934 mal wieder auszuführen.
Außerdem musste der Schlechtstraßenwettersattel eingesessen werden.
Der aufmerksame Beobachter hat es bereits gemerkt und bestimmt auch gestutzt.
Das Rad sieht anders aus, als wie sonst.
Genau, Gepäckträger ab, Karbidleuchte ab. Seit dem 1. August braucht man nämlich gar keine Fahrradbeleuchtung mehr. So hab ich das zumindest verstanden.
Und dann wäre da noch dieses Monster von Sattel, mit 7 (!) Federelementen. Gewicht: 2,2 kg.
Es soll Fahrradrahmen geben, die weniger wiegen.
Der Sattel hat auch einen Namen. Das ist natürlich und eigentlich völlig albern. Oder haben Sie, geneigter Leser, vielleicht Ihrem Auto einen Namen gegeben? Na also...
Aber, in diesem Fall ging das gar nicht anders. Das Ding heißt schlichtweg nur:
„Der Krefelder“ (fahren Sie mal dort Fahrrad, dann wissen Sie bescheid).
Auf die Knickerbocker hatte ich ebenso verzichtet, weil die Kniestrümpfe... das wäre dann doch ein klein wenig zu warm geworden.
Immerhin: Saffetie first! Und die Radfahrermütze aufgesetzt.
Und dann also frisch auf, vom ehemaligen Schreibtisch des Ruhrgebietes - denn im Ruhrgebiet, da bekam man Lohn, hier aber das Gehalt.
(Das da hinten, das ist das Drei-Scheiben-Haus. Und tatsächlich, wie das mit ollen Industriebrachen so ist, sind noch genau drei Scheiben heile...)
Also, von dort aus velozipedierte ich
in den Dschungel der westlichen Provinz!
Über wulstreifentaugliche Wege, die es aus romantischen Gründen sogar noch hier im Schwellenzentrum gibt.
Genau für solche Wege hat man ja die Wulstreifen erfunden! Da kommt nämlich nur ein ganz leichter Hauch von Luft hinein. Also, wenn man mich fragt, braucht es da gar keine komplizierte Ventiltechnik. So ein Plastikschnubbel, wie bei der Luftmatratze oder den Schwimmflügeln, hätte es auch getan.
So richtige Wulstreifenstraßen, mit Sommer- und Winterfahrbahn, die gibt es noch in Polen. Oder in Nordfrankreich. Und in Belgien, in Belgien natürlich auch. Dort sogar flächendeckend. An der Grenze zu Nordfrankreich. Und in Krefeld.
Hier ein erster Hinweis auf mein Ziel.
Im westlichen Teil des Mittelzentrums, da wird es mitunter etwas trist, was die Bebauung betrifft. Da fährt man so durch und denkt an andere, schönere Dinge. Und schwuppdiwupp – ist man in einer ganz anderen Stadt! Das merkt man aber eigentlich gar nicht, weil es dort genauso trist ist.
Hier mal eine Ausnahme, eine Burgerkette hatte ein sehr schönes Plakat gestaltet,
zur Verschönerung
Weil der Rest so trostlos ist, hab ich mal kein Foto gemacht. Ich hätte sonst geweint.
Dann aber wurde es schön!
Schön gerade.
Das war bestimmt mal eine Eisenbahnlinie gewesen, dachte ich so bei mir aber dann war klar, es muss der olle Nordkanal gewesen sein.
Den hat der Napoleon damals mal gebaut, in seiner Freizeit. Dann musste er aber aufhören, weil er geschäftlich in Russland zu tun hatte.
Dort liefen die Geschäfte aber nicht so gut. Und dann war kein Geld mehr für sein Hobby, den Nordkanal übrig und die Niederrheiner wollten auch gar keine Franzosen mehr sein. Lieber wären sie Holländer geworden.
Um daran zu erinnern, hat das internationale Metropolregion-Marketing an vielen Stellen so hübsche Stelen errichtet, die den Verlauf der napoleonischen Spatentechnik zeigen.
Hier hab ich mal so eine Stele fotografiert:
Ach, Halt!
So, sehen die aus.
Experimentelle Archäologen haben dann noch so ein Stück Nordkanal rekonstruiert:
Nordkanal
Beim Nordkanal gucken muss man aber höllisch aufpassen und nicht lange verweilen, denn wenn man bremst, dann kommen rucki-zucki die Bremsen und schneiden, wie eine Schere, eine klaffende Fleichwunde in den Menschen und der stirbt dann unweigerlich an Milzbrand. „Die“ übrigens auch. Nicht die Bremse, sondern „die“ MenschIn. Ich erwähne das nur, um nicht als „alter weißer Mann“ zu gelten.
Weil ich zu alt bin, um jung zu sterben, hab ich mich aber mal so ganz flott auf die Socken gemacht und bin zum nächsten Posten der Zivilisation geradelt.
Das dort der demographische Wandel bereits in voller Blüte steht, sieht man an den
fast verwaisten Fahrradständern. Konzipiert für Millionen, finanziert von der EU, oder zumindest der örtlichen Spar- und Darlehenskasse, rezipiert von .. naja, Sie sehen ja selbst.
Vielleicht aber auch die Hoffnung auf bessere Zeiten, wer weiß das schon.
Ich weiß ja nicht, wie gut Sie sich am Niederrhein so auskennen. Die Gegend hier, zwischen den einzelnen Siedlungen, ist nämlich bemerkenswert, weil sie nicht einmalig ist! Ganz im Gegenteil: Sieht alles gleich aus.
Gucken Sie mal:
zwischen Krefeld und Viersen
Zwischen Mönchengladbach und Kempen
Zwischen Willich und Vorst
Sieht überall gleich aus!
Wenn Sie da mal einfach so aufs geratewohl per pedes, also, zu Fuß, los marschieren, dann laufen Sie auf jeden Fall im Kreis, weil ja die Orientierung fehlt.
Das hat mit der Evolution zu tun.
Wenn man nämlich damals, als die Menschen noch Jäger und Sammler waren, plötzlich und unerwartet, vor einem wilden Tiger davonrennen musste, weil kein ADHS-Kind in der Gruppe war, das des Tigers Witterung aufnehmen hätte können, dann, ja dann war das von der Natur so eingerichtet, daß man auf jeden Fall, irgendwann, zur heimatlichen Doppelhaushälfte zurückkehren würde. Das das so stimmt, kann man sich ganz leicht an seinen eigenen sechs Fingern abzählen.
Und da schließt sich dann auch der Kreis. Äh...so oder so.
Ich kenne mich aber ganz gut aus und habe mich nur ein klitzekleines bisschen verfranst..
Und Rubeldikatz, da war ich dann auch schon am Zielort!
Las Vegas!
Äh...Viersen, in Las Viersen.
Was für eine Enttäuschung! Ich hatte das noch anders in Erinnerung. Aussen mint-grün und die Gaststube wie ein „Diner“ mit viel Bling-Bling und emaillierten Werbetafeln gänzlich amerikanischer Warengruppen, in französischer Sprache. War wohl mal so ein Franchise aus Kanada.
Damals, in den neunziger Jahren. Als Erik Zabel grüne Hemden trug.
Und nun? Rostschutzgeprimert, der Gebrauchtwagen auf dem Dach!
Bestimmt ein Überbleibsel der metallverarbeitenden Industrie, die jetzt auch woanders rostschutzprimern lässt.
Mehr Detroit als Las Vegas. Dafür hab ich dann doch Empathiepunkte gegeben.
Leicht schwummerig bin ich dann den Radweg entlang. Die Radwege sind in Viersen mitunter
knapp bemessen.
Aber weil die Stadtoberen wohl ahnten, daß einem beim Anblick von Viersen etwas schwummerig werden kann, haben sie vorsorglich – Ach, jetzt wird mir das klar... Hat man vonwegen dem geo..äh..
demographischen Wandel gemacht:
Haltegriffe an Ampeln
Da hab ich mich mal kurz festhalten müssen. Natürlich mit Handschuh, wegen der Hyä..Hügi..wegen der Bakterien.
Menschen hab ich in Viersen erstmal keine gesehen. Und das bei 26°C!
Da geht man doch mal raus, in ein Café! Oder zumindest an den Kiosk. Man muss ja nicht gleich 100 km mit der Radfahrermütze...
wie leergefegt
Der Brunnen lief auch nicht so richtig.
Und EIN einzelnes Kind war dort und hat gespielt. Alleine, ohne Eltern, Omma, Oppa...
bevor ich wieder losheulen hätte müssen, bin ich schnell wieder weg.
26°C, hatten die ja gesagt. Bewölkt, hatten die gesagt. Ich hab dem Braten nicht getraut und extra ein Thermometer mitgenommen gehabt:
26°C, kein Zweifel.
Das war jetzt ein bisschen blöd, weil, darauf war ich nicht so richtig eingestellt.
Die Trinkflasche fast leer, keine Sonnenkreme, kein UV-Anzug... schöne Bescherung.
Ich hatte aber wie so oft, mächtig Dusel gehabt, den die zielführende Straße war erreicht!
Mit Schatten!
Die Bismarckstraße!
Da wollt ich mich auch gar nicht beklagen, über die hohen Temperaturen und die fehlenden Wolken.
Denn, der Winter, ne, der war ja lang und hart gewesen, bis vor wenigen Tagen noch.
Der ein oder andere wird sich daran erinnern. Spätestens bei der Nebenkostenabrechnung.
Und weil der Winter so bitterkalt und ewig lang war, da wurde auch das Meer nicht warm.
Und weil das Meer nicht warm wurde, fand der arme Hering nix zum naschen und blieb ganz mager.
Jetzt könnte man sagen: „Hey, ist doch prima! Ich esse sowieso nur Styroporkugeljoghurt mit 0,02% Fett!“ Oder. „Bei Fleisch kaufe ich auch nur das magere Stück vom Schwein mit den 2 zusätzlich gezüchteten Rippchen!“
Das ist aber alles Kokolores!
Wenn der Hering keine Dickmacher findet, dann will den keiner! Vor allem nicht die Nieder... Holländer, und ich auch nicht! So!
Früher, in einer Zeit vor den Schwarz-weiß-Bildern, da war das schon mal so. Und dann war der Hering plötzlich weg und daran ist dann auch die Hanse zerbrochen. Weil der Hering zu mager war und weiterzog, wo das Gras grüner schien. Im übertragenen Sinne, natürlich.
Aber eigentlich ist das alles nicht so schlimm, gibt ja noch den Matjes von 2001, denn der Matjes-Hering, der muss sowieso immer tiefgekühlt und dann aufgetaut werden. Wegen der Würmer. Der Matjes isst nämlich keine Zwiebeln, die ja gut gegen Würmer sind. Das haben mir die Altvorderen berichtet und das stimmt immer alles, was die sagen! Früher war nämlich alles besser.
Die Zwiebeln, die kriegt der Matjes dann von mir. Aufs Brot geschmiert, quasi.
In Deutschland gibt es ja nun eine ganz besondere Form des Herings.
Das ist ein glattgebügelter Rollmops, nur ohne Gurke und Zahnstocher:
Der Bismarckhering!
Der Bismarck war natürlich nicht der Erfinder von dem feinsauer eingelegten Hering.
Der Bismarck, das war eine politisch hohe Hausnummer vor dem Anfang der Zeitrechnung und ungefähr das, was Frau Merkel heute ist. Allerdings war das für Bismarck alles viel einfacher. Er hatte nämlich die uneingeschränkte Richtlinienkompetenz. Und gewusst hat er sowieso alles. Im Gegensatz zum derzeitigen Kabinett „Hase“ (Drohnen-Tommy, Hochrisiko-Stromanleihe-für-jedermann-Altmaier oder Frau Merkel: „Ich weiß von nix!“)... Innenpolitisch war er allerdings ein Abklatsch vom Friedrich... selten bis wenig was auffe Kette gekriegt...
Und Lizenzrechte an seinem Namen hat er vergeben, als wenn es kein Morgen gäb.
Es gab Bismarck-Fahrräder, -Zigaretten, -Obst, -Gemüse, -Felsen, ganze -Ortschaften, -Inseln sogar!
Und -Türme.
Bismarck-Lizenzen durchdrangen das gesamte Spektrum der Warengruppen.
So wie heutzutage z.B. „Hello Miezekatze“. Und wir können, glaube ich, froh sein, daß wir den Bismarckhering und nicht den Hello-Miezekatze-Hering haben (obwohl das eigentlich viel logischer wäre, vonwegen Miezekatze und Fisch).
Und warum schreibe ich den ganzen Wust auf?
Weil ich einen dieser Herings...Bismarcktürme besucht habe. Mit dem Eisenhaufen von 1934, welcher ein Fahrrad ist und man selbst kein Hering sein darf.
Weil man nämlich die letzten Meter den Eisenhaufen geschultert, im Querfeldeingriff ein paar Stufen rauf wuchten muss! Die Karbidleuchte durfte fürs Foto noch schnell ans Rad dran. Das wär auch im Rucksack zu laut geworden, das Gebaumel und Geklapper.
Am Fuße der Treppen stand ein Gedenkstein mit -Tafel, die der „Viersener Verschönerungs Verein“
gestiftet hat. Dem Lizenznehmer des Herin...äh... Bismarckturms.
Der Verein hat offensichtlich keine Nachwuchssorgen.
Völlig außer Atem, musste ich erstmal in die Hocke.
Aufgestanden
Beweisfoto geknipst
Ab.
Gute Bedingungen, um den 25 kg- Eisenhaufen von 1934 mal wieder auszuführen.
Außerdem musste der Schlechtstraßenwettersattel eingesessen werden.
Der aufmerksame Beobachter hat es bereits gemerkt und bestimmt auch gestutzt.
Das Rad sieht anders aus, als wie sonst.
Genau, Gepäckträger ab, Karbidleuchte ab. Seit dem 1. August braucht man nämlich gar keine Fahrradbeleuchtung mehr. So hab ich das zumindest verstanden.
Und dann wäre da noch dieses Monster von Sattel, mit 7 (!) Federelementen. Gewicht: 2,2 kg.
Es soll Fahrradrahmen geben, die weniger wiegen.
Der Sattel hat auch einen Namen. Das ist natürlich und eigentlich völlig albern. Oder haben Sie, geneigter Leser, vielleicht Ihrem Auto einen Namen gegeben? Na also...
Aber, in diesem Fall ging das gar nicht anders. Das Ding heißt schlichtweg nur:
„Der Krefelder“ (fahren Sie mal dort Fahrrad, dann wissen Sie bescheid).
Auf die Knickerbocker hatte ich ebenso verzichtet, weil die Kniestrümpfe... das wäre dann doch ein klein wenig zu warm geworden.
Immerhin: Saffetie first! Und die Radfahrermütze aufgesetzt.
Und dann also frisch auf, vom ehemaligen Schreibtisch des Ruhrgebietes - denn im Ruhrgebiet, da bekam man Lohn, hier aber das Gehalt.
(Das da hinten, das ist das Drei-Scheiben-Haus. Und tatsächlich, wie das mit ollen Industriebrachen so ist, sind noch genau drei Scheiben heile...)
Also, von dort aus velozipedierte ich
in den Dschungel der westlichen Provinz!
Über wulstreifentaugliche Wege, die es aus romantischen Gründen sogar noch hier im Schwellenzentrum gibt.
Genau für solche Wege hat man ja die Wulstreifen erfunden! Da kommt nämlich nur ein ganz leichter Hauch von Luft hinein. Also, wenn man mich fragt, braucht es da gar keine komplizierte Ventiltechnik. So ein Plastikschnubbel, wie bei der Luftmatratze oder den Schwimmflügeln, hätte es auch getan.
So richtige Wulstreifenstraßen, mit Sommer- und Winterfahrbahn, die gibt es noch in Polen. Oder in Nordfrankreich. Und in Belgien, in Belgien natürlich auch. Dort sogar flächendeckend. An der Grenze zu Nordfrankreich. Und in Krefeld.
Hier ein erster Hinweis auf mein Ziel.
Im westlichen Teil des Mittelzentrums, da wird es mitunter etwas trist, was die Bebauung betrifft. Da fährt man so durch und denkt an andere, schönere Dinge. Und schwuppdiwupp – ist man in einer ganz anderen Stadt! Das merkt man aber eigentlich gar nicht, weil es dort genauso trist ist.
Hier mal eine Ausnahme, eine Burgerkette hatte ein sehr schönes Plakat gestaltet,
zur Verschönerung
Weil der Rest so trostlos ist, hab ich mal kein Foto gemacht. Ich hätte sonst geweint.
Dann aber wurde es schön!
Schön gerade.
Das war bestimmt mal eine Eisenbahnlinie gewesen, dachte ich so bei mir aber dann war klar, es muss der olle Nordkanal gewesen sein.
Den hat der Napoleon damals mal gebaut, in seiner Freizeit. Dann musste er aber aufhören, weil er geschäftlich in Russland zu tun hatte.
Dort liefen die Geschäfte aber nicht so gut. Und dann war kein Geld mehr für sein Hobby, den Nordkanal übrig und die Niederrheiner wollten auch gar keine Franzosen mehr sein. Lieber wären sie Holländer geworden.
Um daran zu erinnern, hat das internationale Metropolregion-Marketing an vielen Stellen so hübsche Stelen errichtet, die den Verlauf der napoleonischen Spatentechnik zeigen.
Hier hab ich mal so eine Stele fotografiert:
Ach, Halt!
So, sehen die aus.
Experimentelle Archäologen haben dann noch so ein Stück Nordkanal rekonstruiert:
Nordkanal
Beim Nordkanal gucken muss man aber höllisch aufpassen und nicht lange verweilen, denn wenn man bremst, dann kommen rucki-zucki die Bremsen und schneiden, wie eine Schere, eine klaffende Fleichwunde in den Menschen und der stirbt dann unweigerlich an Milzbrand. „Die“ übrigens auch. Nicht die Bremse, sondern „die“ MenschIn. Ich erwähne das nur, um nicht als „alter weißer Mann“ zu gelten.
Weil ich zu alt bin, um jung zu sterben, hab ich mich aber mal so ganz flott auf die Socken gemacht und bin zum nächsten Posten der Zivilisation geradelt.
Das dort der demographische Wandel bereits in voller Blüte steht, sieht man an den
fast verwaisten Fahrradständern. Konzipiert für Millionen, finanziert von der EU, oder zumindest der örtlichen Spar- und Darlehenskasse, rezipiert von .. naja, Sie sehen ja selbst.
Vielleicht aber auch die Hoffnung auf bessere Zeiten, wer weiß das schon.
Ich weiß ja nicht, wie gut Sie sich am Niederrhein so auskennen. Die Gegend hier, zwischen den einzelnen Siedlungen, ist nämlich bemerkenswert, weil sie nicht einmalig ist! Ganz im Gegenteil: Sieht alles gleich aus.
Gucken Sie mal:
zwischen Krefeld und Viersen
Zwischen Mönchengladbach und Kempen
Zwischen Willich und Vorst
Sieht überall gleich aus!
Wenn Sie da mal einfach so aufs geratewohl per pedes, also, zu Fuß, los marschieren, dann laufen Sie auf jeden Fall im Kreis, weil ja die Orientierung fehlt.
Das hat mit der Evolution zu tun.
Wenn man nämlich damals, als die Menschen noch Jäger und Sammler waren, plötzlich und unerwartet, vor einem wilden Tiger davonrennen musste, weil kein ADHS-Kind in der Gruppe war, das des Tigers Witterung aufnehmen hätte können, dann, ja dann war das von der Natur so eingerichtet, daß man auf jeden Fall, irgendwann, zur heimatlichen Doppelhaushälfte zurückkehren würde. Das das so stimmt, kann man sich ganz leicht an seinen eigenen sechs Fingern abzählen.
Und da schließt sich dann auch der Kreis. Äh...so oder so.
Ich kenne mich aber ganz gut aus und habe mich nur ein klitzekleines bisschen verfranst..
Und Rubeldikatz, da war ich dann auch schon am Zielort!
Las Vegas!
Äh...Viersen, in Las Viersen.
Was für eine Enttäuschung! Ich hatte das noch anders in Erinnerung. Aussen mint-grün und die Gaststube wie ein „Diner“ mit viel Bling-Bling und emaillierten Werbetafeln gänzlich amerikanischer Warengruppen, in französischer Sprache. War wohl mal so ein Franchise aus Kanada.
Damals, in den neunziger Jahren. Als Erik Zabel grüne Hemden trug.
Und nun? Rostschutzgeprimert, der Gebrauchtwagen auf dem Dach!
Bestimmt ein Überbleibsel der metallverarbeitenden Industrie, die jetzt auch woanders rostschutzprimern lässt.
Mehr Detroit als Las Vegas. Dafür hab ich dann doch Empathiepunkte gegeben.
Leicht schwummerig bin ich dann den Radweg entlang. Die Radwege sind in Viersen mitunter
knapp bemessen.
Aber weil die Stadtoberen wohl ahnten, daß einem beim Anblick von Viersen etwas schwummerig werden kann, haben sie vorsorglich – Ach, jetzt wird mir das klar... Hat man vonwegen dem geo..äh..
demographischen Wandel gemacht:
Haltegriffe an Ampeln
Da hab ich mich mal kurz festhalten müssen. Natürlich mit Handschuh, wegen der Hyä..Hügi..wegen der Bakterien.
Menschen hab ich in Viersen erstmal keine gesehen. Und das bei 26°C!
Da geht man doch mal raus, in ein Café! Oder zumindest an den Kiosk. Man muss ja nicht gleich 100 km mit der Radfahrermütze...
wie leergefegt
Der Brunnen lief auch nicht so richtig.
Und EIN einzelnes Kind war dort und hat gespielt. Alleine, ohne Eltern, Omma, Oppa...
bevor ich wieder losheulen hätte müssen, bin ich schnell wieder weg.
26°C, hatten die ja gesagt. Bewölkt, hatten die gesagt. Ich hab dem Braten nicht getraut und extra ein Thermometer mitgenommen gehabt:
26°C, kein Zweifel.
Das war jetzt ein bisschen blöd, weil, darauf war ich nicht so richtig eingestellt.
Die Trinkflasche fast leer, keine Sonnenkreme, kein UV-Anzug... schöne Bescherung.
Ich hatte aber wie so oft, mächtig Dusel gehabt, den die zielführende Straße war erreicht!
Mit Schatten!
Die Bismarckstraße!
Da wollt ich mich auch gar nicht beklagen, über die hohen Temperaturen und die fehlenden Wolken.
Denn, der Winter, ne, der war ja lang und hart gewesen, bis vor wenigen Tagen noch.
Der ein oder andere wird sich daran erinnern. Spätestens bei der Nebenkostenabrechnung.
Und weil der Winter so bitterkalt und ewig lang war, da wurde auch das Meer nicht warm.
Und weil das Meer nicht warm wurde, fand der arme Hering nix zum naschen und blieb ganz mager.
Jetzt könnte man sagen: „Hey, ist doch prima! Ich esse sowieso nur Styroporkugeljoghurt mit 0,02% Fett!“ Oder. „Bei Fleisch kaufe ich auch nur das magere Stück vom Schwein mit den 2 zusätzlich gezüchteten Rippchen!“
Das ist aber alles Kokolores!
Wenn der Hering keine Dickmacher findet, dann will den keiner! Vor allem nicht die Nieder... Holländer, und ich auch nicht! So!
Früher, in einer Zeit vor den Schwarz-weiß-Bildern, da war das schon mal so. Und dann war der Hering plötzlich weg und daran ist dann auch die Hanse zerbrochen. Weil der Hering zu mager war und weiterzog, wo das Gras grüner schien. Im übertragenen Sinne, natürlich.
Aber eigentlich ist das alles nicht so schlimm, gibt ja noch den Matjes von 2001, denn der Matjes-Hering, der muss sowieso immer tiefgekühlt und dann aufgetaut werden. Wegen der Würmer. Der Matjes isst nämlich keine Zwiebeln, die ja gut gegen Würmer sind. Das haben mir die Altvorderen berichtet und das stimmt immer alles, was die sagen! Früher war nämlich alles besser.
Die Zwiebeln, die kriegt der Matjes dann von mir. Aufs Brot geschmiert, quasi.
In Deutschland gibt es ja nun eine ganz besondere Form des Herings.
Das ist ein glattgebügelter Rollmops, nur ohne Gurke und Zahnstocher:
Der Bismarckhering!
Der Bismarck war natürlich nicht der Erfinder von dem feinsauer eingelegten Hering.
Der Bismarck, das war eine politisch hohe Hausnummer vor dem Anfang der Zeitrechnung und ungefähr das, was Frau Merkel heute ist. Allerdings war das für Bismarck alles viel einfacher. Er hatte nämlich die uneingeschränkte Richtlinienkompetenz. Und gewusst hat er sowieso alles. Im Gegensatz zum derzeitigen Kabinett „Hase“ (Drohnen-Tommy, Hochrisiko-Stromanleihe-für-jedermann-Altmaier oder Frau Merkel: „Ich weiß von nix!“)... Innenpolitisch war er allerdings ein Abklatsch vom Friedrich... selten bis wenig was auffe Kette gekriegt...
Und Lizenzrechte an seinem Namen hat er vergeben, als wenn es kein Morgen gäb.
Es gab Bismarck-Fahrräder, -Zigaretten, -Obst, -Gemüse, -Felsen, ganze -Ortschaften, -Inseln sogar!
Und -Türme.
Bismarck-Lizenzen durchdrangen das gesamte Spektrum der Warengruppen.
So wie heutzutage z.B. „Hello Miezekatze“. Und wir können, glaube ich, froh sein, daß wir den Bismarckhering und nicht den Hello-Miezekatze-Hering haben (obwohl das eigentlich viel logischer wäre, vonwegen Miezekatze und Fisch).
Und warum schreibe ich den ganzen Wust auf?
Weil ich einen dieser Herings...Bismarcktürme besucht habe. Mit dem Eisenhaufen von 1934, welcher ein Fahrrad ist und man selbst kein Hering sein darf.
Weil man nämlich die letzten Meter den Eisenhaufen geschultert, im Querfeldeingriff ein paar Stufen rauf wuchten muss! Die Karbidleuchte durfte fürs Foto noch schnell ans Rad dran. Das wär auch im Rucksack zu laut geworden, das Gebaumel und Geklapper.
Am Fuße der Treppen stand ein Gedenkstein mit -Tafel, die der „Viersener Verschönerungs Verein“
gestiftet hat. Dem Lizenznehmer des Herin...äh... Bismarckturms.
Der Verein hat offensichtlich keine Nachwuchssorgen.
Völlig außer Atem, musste ich erstmal in die Hocke.
Aufgestanden
Beweisfoto geknipst
Ab.