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Hier, unendliche Rundfahrt
und so, ne. Haben Sie vielleicht schon mal von gelesen. Da fährt man mit dem Fahrrad zu einem Bismarckturm und macht ein Foto. Jubel allüberall und man bekommt 100.000 Euro einen Punkt.
Lustig, nicht wahr?
Vor dieser Einrichtung der unendlichen Rundfahrt hatte ich gar keine Ahnung, was ein Bismarckturm ist. Mittlerweile bin ich schlauer.
Die Dinger sehen sich doch meist recht ähnlich. Ein Architekt hat da mal so einen Wettbewerb gewonnen und einen Punkt mindestens 100.000 Euro (umgerechnet) gewonnen.
Das war Früher nämlich so. Eine gute alte Zeit für Architekten, die damals ganze Städte neu bauen durften. Edinburg, Brüssel, Mannheim. Alles auf dem Reißbrett entworfen und das Sprungbrett für weitere lukrative Aufträge aus der öffentlichen Hand.
Die Architekten, die das später durften, bei Köln-Chorweiler, Köln-Meschenich, Ratingen-West, die wollen eigentlich lieber nicht mehr mit ihrem Murks in Verbindung gebracht werden.
Egal.
Ich selbst war ja aus dem niederfränkischen Ballungsgebiet hinaus vereist, in eine ganz andere Gegend. Mit Grün in diversen Nuancen, total jeck.
Zu den Vettern und Basen der ostfränkischen Region im westlich gelegenen Mittelfranken, weil, da gab es einen Punkt zu gewinnen!

Ein Rad hatte ich nicht im Gepäck – aber die kann man sich ja auch leihen, was ich dann auch gemacht habe.
Bei dem geliehenen Rad ging ich davon aus, daß es ein kommodes Hollandrad sei. Darum hatte ich auf jegliche MaMiL*-Ausstattung verzichtet. Gut, Handschuhe hatte ich doch mitgenommen. Und die Batterielämpchen.
Ich bekam dann aber ein Peugeot-Milano-Trekkingrad aus den 90er Jahren vorgesetzt. In verkehrssicherem Zustand. Mit drei Kettenblättern. Das sollte noch hilfreich sein.
Kurzerhand die Buxe in die Socken gesteckt und schnell noch ein passendes Liedlein aus der geistigen Remise geholt.

Wohlauf, die Luft geht frisch und rein und so - kennt man ja hier im niederfränkischen Mittelzentrum nicht mehr in dieser Art. Weder das Lied noch die frische Luft.

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Und mit Viktor von Scheffel auf den gespitzten Lippen, hab ich das westlich gelegene, ostfränkische Mittelfranken erkundet.
Die Radwege sind sehr häufig Schotterpisten, abseits der Hauptstraßen. Selten sind Radwege neben den Hauptstraßen vorhanden. Und diese Hauptstraßen sind nicht sehr großzügig ausgebaut. Da heißt es, schön Souplesse bewahren und nicht zucken, auf dem weißen Streifen. Wenn mal ein Auto kommt. Wenn...

Das war wirklich so ein Ding, mit den Franken. Wo waren die nur?
Vermutlich im

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Hopfengarten.

Für ein gutes Bier, da lässt der Franke nämlich alles stehen und liegen. So wie hier:

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Dieser Rohbau in Schwaighausen von 1535, ist seit 1581 urkundlich als Ruine erwähnt.

So, und nun geht es Schlag auf Schlag. Ich lasse Sie mal mit der Landschaft alleine.

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Zack!

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Bämms!

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Kazonk!

Der Knaller, oder?

Ansbach hingegen...

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Ansbach in seiner ganzen Pracht!

Es ist immer gut, wenn man weiß, wo in Ansbach gerade eine Baustelle ist.
(Eigentlich eine Unverschämtheit der ersten Kategorie! Da flüchte ich von daheim, weil im Haus ein Seelenverwandter des geschätzten Herrn nnier zugange ist, und dann sowas.)
Ansbach kannte ich bereits von Früher her. Aus dem Fernsehen. Denn damals, als die Bilder Laufen lernten, da stolperten die auch mal und dann gab es hübsche Standbilder im Empfangsgerät.
Der Bayrische Rundfunk hatte da immer was in petto.
Und auf diesen Standbildern des BR stand dann z.B. "Winterlandschaft bei Ansbach"
Und ein Modelleisenbahnbauer, Fleischwurst, hieß der, glaub ich, der hatte eine kleine Lok im Angebot, da stand was von "kgl. bayr. Eisenbahn Ansbach" drupp.
So werden dann Erwartungshaltungen im Kindesalter geschürt, die später dann auf brutalstmögliche Art und Weise...

Ich hab mich dort nicht lange aufgehalten. Die Uhr im Blick beeilte ich mich sogar ein wenig. Einmal quer durch den Ort, Hügel runter, Hügel wieder rauf.

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´n bisken Treppen steigen,

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rund um den Bismarckturm von Ansbach noch flugs 200 Plastikbecher verstreuen,

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um dann eine Portion schlechtes Gewissen zu empfinden!

Lassen Sie das mal 9 Minuten auf sich wirken!
Als kleinere Wurst fühlt man sich nur noch im Brüsseler Justizpalast, das kann ich Ihnen sagen!

Die 9 Minuten haben mir dann allerdings für die Rückfahrt gefehlt.

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Abend ward, bald kommt die Nacht...

Ein Blick gen Sonne zeigte mir an, daß es nun aber höchste Zeit wurde, den Heimweg anzutreten.
Auf dem Bismarckturm steht übrigens so ein Hausfrauenspruch. Nicht gestickt im Handtuch, dafür in Stein gekloppt: "Wir Deutschen fürchten Gott, sonst nichts auf der Welt!"
Jawollski! Aber ich fürchte ausserdem die Nacht im Wald, auf unbekannten Wegen!

Und vor lauter Aufregung hab ich dann völlig vergessen, mir für die Rückreise einen Schoko-Nuss-Riegel zu besorgen. Fiel mir unterwegs dann ein.
Ha! Kein Thema, kann man ja unterwegs kaufen. Kennt man ja, Tankstelle oder am Faller-Modellbausatz 120135, der schließlich im niederfränkischen an jeder Straßenecke vorhanden ist.

Aber nicht in Mittelfranken!
Gut, bei Städten mit knapp 7000 Einwohnern und 39 Ortsteilen, die sich über das gesamte Bundesgebiet erstrecken oft mehrere Kilometer voneinander entfernt liegen, da lohnt sich das wirtschaftlich auch nicht besonders.
Und als mir dann einfiel, ich könnte ja einfach einen Apfel von den zahlreichen Bäumen mopsen - ja, da war es schon stockfinstere Nacht...

Ich entschied mich dann für den Weg über Landstraßen. Und irgendwann kam auch das dritte Kettenblatt zum Zuge. Jede noch so kleine Erhebung wollte in hoher Drehzahl mit wenig Drehmoment genommen werden. Mir war schlicht die Kraft ausgegangen.
Die kam aber urplötzlich auf wundersame Weise wieder zurück. In einem Waldstück.
Es raschelte nämlich.
Potzblitz! Das war bestimmt der Bruno-Bär! Oder Wölfe! Oder, schlimmer, Wildschweine!

Da hab ich nochmal alles aus mir rausgeholt und wie ein laues Lüftchen zog ich von Dannen...
In meiner Bude angekommen, brauchte ich dann aber auch erstmal ein

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Wo ich das her hatte? Jahaha, da können Sie mal ruhig selbst nach suchen, in der ostfränkischen Region, im westlich gelegenen Mittelfranken.

*MaMiL = Mittelalte Männer in Lycra




Prost! Wenn Sie weiter so nette Reiseberichte schreiben, werde ich möglicherweise der Versuchung erliegen, auf meinem 94´er UNIVEGA Trekkingrad mal wieder einen Fahrradausflug zu wagen.

Ich kann das nur empfehlen!
Ich selber hatte 8 Jahre lang kein Rad. Ich wusste ja, wie das geht. Bein rauf, Bein runter...
immer auf runtergerittenen Rädern. Da sah ich meine Lebensfahrradfahrzeit als abgearbeitet an.
Dann kam das Wanderer...

Wie!? Ich dachte immer, das da sei der Bismarckturm - und jetzt ist es nur ein Bismarckturm? Da muss ich nachlernen, womöglich haben die uns das bei den Schulausflügen damals sogar alles erzählt, aber da musste man ja heimlich Mädchen an den Haaren ziehen. "Gutmensch", dachte ich erst, das wäre doch auch mal ein Bier.

"Gutmensch", "dachte"... grandios! Sie sind mir aber auch einer!

Schon wieder heimlich unterwegs Bier in den Rucksack geschmuggelt?

Auf der 46. Etappe habe ich bei Sondershausen neulich auch so einen Burgen-Rohbau (besser gesagt den ehemaligen Standort) entdeckt, die Spatenburg. 1073 gebaut, 1075 schon wieder kaputt. Das waren bestimmt Mietnomaden.

Oder die haben früh kapiert, das Kali nicht aus der Luft gegriffen werden kann und den Burgenbau unter Tage fortgeführt. Oder wurde die Burg aus Kali gebaut und ist dann einfach durch den Regen verschwunden?
Oder hatte der Bauträger Insolvenz angemeldet?

Ach nein, das ist natürlich kokolores. Es waren Mietnomaden.

Jetzt hab ich die ganze Nacht darüber gegrübelt, ob es damals schon Mietnomaden gab...

Mietrecht gab's im antiken Römischen Recht bereits, auf dessen Grundlage sich unser heutiges Recht zu einem guten Teil entwickelt hat. Das BGB vor beruht auf der Rechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts und die wiederum greift in System und Struktur die römischen Wurzeln auf. Mietnomanden wird's wohl genauso gegeben haben, wie es schon immer Zechpreller gab.

Hm, wenn die erwischt wurden, haben die bestimmt die erste Halsgeige gepielt.

Widmete nicht schon der Sachsenspiegel dem Mietnomadentum ein ganzes Kapitel? Vielleicht geht das auch alles auf das Verhalten der alten Vandalen in Rom zurück. Die sollen da ja auch ganz schön gehaust haben.

Im Zweifel waren es sowieso die Illuminaten...

Herzlichen Glückwunsch! Den im Wald lauernden Nachtmahren wäre ich auch nicht gern begegnet....Die Treppe war beachtlich!

Die Treppe... das war ja geradezu ein Klacks, mit dem 10 kg leichteren Fahrrad... ;o)