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Dienstag, 12. August 2014
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[2055]

Teil 3 und Schluss:

Lebkuchen- und feinsaurer Herings-Turm

„Das ist ja wohl die Höhe!“ entfuhr es mir spontan, als ich erfuhr, das carodame, die ja bekanntlich kurz vor Moskau wohnt, mir den Bismarckturm wegschnappte, der quasi vor meiner Fußmatte lag!
Mit dem Klapprad! Klapprad! Das muss man sich mal vorstellen! Herzlichen Glückwunsch dennoch, denn carodame hat ja bereits den Fichtelberg bezwungen.
Aber trotzdem, da war der Turm für meine Wertung perdu.

Gut, das war nun auch meine eigene Schuld gewesen. Ich hätte den Punkt ja längst einfahren gehabt können. Wäre auch total leicht gewesen, 2% Steigung den Rhein hinauf. Ein Witz!
Wenn da nicht die Gegend zwischen mir und dem Turm gewesen wäre.
Ich bin ein großer Freund von Gegend! Ehrlich!
Aber die Gegend zwischen mir und dem Turm von Köln... die ist... naja...speziell.
Da muss man nämlich die Chemiewerke passieren – das ist kein Spaß!
Sei es drum, bleiben ja noch einige Türme der unendlichen Rundfahrt in der Nähe übrig...

So zum Beispiel in Wuppertal.
Wuppertal, das gibt es eigentlich gar nicht. Das ist ja eine künstlich geschaffene Stadt aus mehreren Einzelstädten. „Ruhrgebiet“ in kleiner, quasi. Aber „Wuppergebiet“, das klingt ja nun auch nicht so schön.

Früher, lange vor dem Ruhrgebiet, da waren die ehemaligen Städte Barmen und Elberfeld die wichtigsten Städte auf der großen weiten Welt! Wenn nicht sogar von Deutschland!

DAS Zentrum für Textilindustrie und deren Begleitindustrien, nämlich allen.
Stinkereich waren die dort!

Nach dem ersten Weltkrieg gings aber schon bergab und dann hat man bereits in den 20er Jahren des 20sten Jahrhunderts (das waren die Jahre mit der 19.. so ganz grob gesagt)
aus allen Ländern der Region, dem rheinischen, bergischen und dem westfälischen, dem westfälischen! Land eine Stadt gewürfelt. Der Synergieeffekte wegen.
Hat aber letztlich nix genutzt. Nach etwas mehr als 40 Jahren war dann Ebbe in der Kasse.
Und obwohl der ehemalige Landesvater von Nordrhein-Westfalen (da, schon wieder!) und Bundespräsident „Bruder“ Johannes Rau aus Wuppertal kam und auch sogar dort wohnte, konnte er nix mehr für Wuppertal tun.

Das ganze schöne Geld für Strukturhilfen, das ging ins Ruhrgebiet.

Heutzutage wäre sowas völlig undenkbar!

Damals hat man das wohl aus Gründen der Integrität so gemacht. Und wegen dem Gerede der Leute, glaub ich. Zum Beispiel dem Gerede der Leute aus dem Ruhrgebiet.

So, jetzt weiß der geneigte Leser Bescheid, über Wuppertalern & Co.
Ach, halt! Ich hab ganz vergessen zu sagen, das Wuppertal ja das San Franzisko von Deutschland ist.
Da geht es nämlich, wenn schon nicht wirtschaftlich, so doch zumindest topographisch

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bergauf!


Wuppertal bietet dem ambitionierten Querfeldeinfahrer ausreichend Möglichkeiten, das Schultern des Rades zu üben. Da gibt es Treppen... ich sage Ihnen.

Ich hätte natürlich auch die Treppe nehmen können, aber das war mir zu heikel.

Ich habe allerdings mehr als einmal gedacht: „Bitte, bitte, lass jetzt keinen Lunker in der Kurbel sein!“

Naja, und dann bin ich da halt hoch gefahren. Nicht den Weg, den man da auf dem Foto sieht.
Ich bin ja schließlich kein Übermensch.
Aber ich wollte den Turm un-be-dingt erreichen, nachdem ich ja bereits vor Remscheid wegen der
Umstände™ resignieren musste.

Der Heringsturm in Wuppertal steht, na welch eine Überraschung, auf einer leichten Erhöhung.
Die war, mit dem mir von der Firma Wanderer-Werke, Chemnitz zur Verfügung gestellten Material der 1934er Saison, ganz hervorragend zu erklimmen.
Das lag unter anderem auch an der verbesserten Qualität im Vergleich zu den Vorjahren.
Konsequenter Verzicht auf Leichtbauweise sorgte für eine ausreichende Stabilität der ruhigen Laufeigenschaften. In Kombination mit einer ausgeklügelten Übersetzung von 48:19 ("Mehr als 19 Zähne braucht kein Mensch!" - aus dem Strategiepapier einer gesetzlichen Krankenkasse) war das Rad kaum zu bremsen – vor allem bergab.

Und wie ich mich da so hoch wuchtete, da musste ich vor Schreck doch einen Moment innehalten.
Da stand etwas auf dem Turmgelände, daß ich schonmal woanders gesehen hatte.

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Ich dachte in der Tat, ich hätte einen Apelstein ausgelassen, damals, beim Concours des Corbeaux.

Ich atmete auf, als ich dann merkte, daß es ein ganz anderer Stein war,

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der einer ganz anderen Nutzung zugedacht war.

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So lag dann auch ganz in der Nähe ein eher unschönes Paket.
Ich denke mal, das wird der Mama bestimmt zufällig aus dem Bugabuh gefallen sein.

Ich bin dann auch weiter, ich kann mich ja nicht um alles kümmern! Vonwegen Übermensch und so.
Und außerdem zahle ich ja auch Steuern, da kann sich doch die Stadt mal schön darum kümmern! Aber echt jetzt!
Ich hatte immerhin eine ganz andere Mission auf diesem Hügel.

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Den Bismarckturm von Wuppertal!

„Ui! Der ist aber hübsch!“ - hab ich mir so gedacht.
Der sah auch gar nicht so martialisch aus, wie die anderen Heringstürme.
Froweingemut wollte ich mich bereits auf den Heimweg begeben, als mich ein Passant auf mein Rad ansprach und fragte, ob das ein Retro-Nostalgie-Rad sei. Als ich ihm das Baujahr mitteilte, war er ganz fröhlich, denn das war nämlich auch das seinige gewesen.
„Und sogar noch eine echte Bremse, schön, schön...“, sagte er zu der formidablen Stempelbremse.
Der Mann klärte mich dann kurzerhand darüber auf, daß ich mir ja noch unbedingt den Bismarckturm anschauen sollte, das wäre doch ein prima Lichtbildmotiv.
Ich war konsterniert.
Desweiteren sagte mir der Mann nämlich, obwohl seine weibliche Begleitung zur Eile mahnte, daß das hier der Elisenturm sei. Der Bismarck, der wohne ein Stück weiter oben.

Ich bedankte mich für die Aufklärung und verließ den Lebkuchenturm.
Also noch ein Stück den Hügel hoch.

Die Motivation stieg urplötzlich, weil, da war nämlich nicht nur der richtige Turm, sondern auch

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Eine richtige mobile Eisschmiede.

Mit Zigarette im Mundwinkel wurde mir noch schnell vor Ladenschluss eine Kugel Eis in die Waffel gepfropft. Die hat den feinsauren Beinmuskel besänftigt.

Dann hab ich noch schnell

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das Wertungslichtbild geknipst

und bin dann doch in den Sonnenuntergang geradelt. Ich hatte nämlich noch einen Termin-
auf der Couch.

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Ende des bergischen Projektes