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"Die Abendmutter"

Ölkreide auf Karton
Format: ca. 30 x 28 cm

1923: Der Hülfsweichensteller und Freizeitverist Joseph Ph. Buckenhüskes aus Kempen/ Rhld. visualisiert eine Volkssage des Kempener Umlands. Die "Abendmutter" kommt nach Einbruch der Dunkelheit, um ihre getöteten Kinder zu suchen. Wenn dann gerade zufällig ein minderjähriger Vagant noch auf der Straße sich befinden sollte, dann wird er von der "Abendmutter" für einen der ihrigen Kinder gehalten und - schwupps- einkassiert. Vermutlich zieht diese ihm dann noch die Ohren lang, bevor er mit der Abendmutter dann das Reich der Finsternis bereist. Für immer!

Buckenhüskes wollte mit dieser Abbildung einer neuen sozialen Wirklichkeit seinen Anspruch als Vertreter der niederrheinischen neuen Sachlichkeit erheben.
War es bei den halbstarken Kempenern doch durchaus üblich, sozusagen als "Mutprobe" - heute hieße es vielleicht "Initiationsritus" oder "Konstruktion von Männlichkeit"- während der von den belgischen Truppen verhängeten Sperrstunde durchs Städtchen zu flitzen.
Da die Wachtposten mitunter auch das Feuer eröffneten, darf man die Zeichnung des Josef Ph. Buckenhüskes wohl auch ein wenig als Mahnung verstehen.