Geneigter Leser, es folgt nun der wahrscheinlich schrecklichste Text, den ich je verfasst habe.
Aber ich hab Rücken, da ist es mir schnurzpiepegal.
[2154]
Die meisten der geneigten Leser kennen das Ruhrgebiet wahrscheinlich aus Erzählungen von damals.
Damals, als das Ruhrgebiet die Zentrale der deutschen Beatmusik war.
Frederic & the Rangers, zum Beispiel. Oder The Sunbeams. Die kamen von dort und waren damals in aller Munde.
Und wo haben die Beatles damals gespielt?
Genau! In der Gruga, in Essen.
(Der Reiseführer, den die Beatles auf ihrer Blitzkriegtournee am Mann hatten)
Damals, als die Welt noch besser war. Nicht so gut wie davor, aber besser als wie heute. Es war eben noch das gute alte Früher.
Damals.
Weil die Foto- und Filmaufnahmen von damals alle in Grautönen gehalten waren, erzählte man sich im Rest der Welt, dass das Ruhrgebiet eine graue und trostlose Gegend sei.
Das Stadtmarketing hatte da natürlich alle Hände voll zu tun. In einem Akt der Verzweiflung kamen die da auf eine prima Idee!
„Jaaaa“, haben die gesagt, „wir haben da was geändert! Was ganz Neues haben wir da in der Mache! Ab jetzt soll alles Grün werden. Auch vonwegen der neuen Farbfilme!“
Fanden dann alle toll, die Idee.
Es gäb da nur ein kleines Problem... die Finanzierung sei noch nicht gesichert.
Und mit dieser hahnebüchenen Geschichte und Idee im Gepäck, sind die vom Stadtmarketing dann mit dem Klingelbeutel los gezogen. Nach Düsseldorf, Bonn (später Berlin) und abwechselnd nach Straßburg und Brüssel.
Das waren ja alles Orte, von deren Einwohnern noch niemals jemand das Ruhrgebiet mit eigenen Augen gesehen, geschweige denn tot überm Zaun...
Ob die nicht ein paar Pfennige erübrigen könnten, es wär ja alles so grau, im Ruhrgebiet.
So wie damals, beim „Notopfer Berlin“. Da hat man zwischen 1948 und 1956 auch immer 2 Pfennige Extra auf die Briefe kleben müssen, damit der Iwan die freie Welt nicht überrennt.
Naja, und dann hat man Pfennige für das Ruhrgebiet gesammelt. Und wie!
Alle haben was dazu getan. Düsseldorf, Bonn (später Berlin) und abwechselnd auch Straßburg und Brüssel.
„Notopfer Ruhrgebiet“, das klang natürlich nicht so schön und war auch viel zu lang. Kann sich ja keiner merken, so nen langen Text. Hat man dann kurz und knapp „Kohlepfennig“ genannt.
Damit das Grau aus dem Ruhrgebiet verduftet.
(50 Pfennig Spielgeld)
(50 echte Pfennig, für die Begrünung)
Und weil mich das interessierte, was die mit meinen sauer ersparten Pfennigen so angestellt hatten, bin ich da einfach mal hin.
Und mir blieb die Spucke weg!
Was hatten die mit meinem Geld gemacht?
Grün... naja, mit ein bisschen gutem Willen kann man es so bezeichnen.
Ruhrgebiet
Ich hab mich dann mit dem Rad durch den Nebel gekämpft.
Natürlich hatte ich mich ständig verfahren. Man konnte ja die Hand vor Augen kaum erkennen.
An einer Bude habe ich mir dann Postkarten von nebelfreien Tagen gekauft. Bestimmt hatte man die Motive auch mit dem Computer bearbeitet. Da muss man ja heutzutage nur auf einen Knopf drücken und schon ist das fertig und schön!
Sonderwertungspunkt, "Der onanierende Otto"
Sonderwertungspunkt Essen
Detail, nach der Natur...
Detail
Völlig ohne Orientierung merkte ich, dass es spürbar aufwärts ging. Hinauf zur Luft, hoffte ich.
Und in der Tat, es lichtete sich und ich stand völlig zufällig vor dem
Bismarckturm in Essen.
Von da hab ich auch noch die Aussicht geknipst (und zuhause dann am Computer auf den Knopf gedrückt, der das Foto schön macht!)
vorher
nachher
Ich hatte noch überlegt, den nicht weit entfernten Bismarckturm in Bochum anzusteuern.
Aber, mal ehrlich, bis nach quasi Niedersachsen...
Jetzt können auch mal andere was erzählen.
Aber ich hab Rücken, da ist es mir schnurzpiepegal.
[2154]
Die meisten der geneigten Leser kennen das Ruhrgebiet wahrscheinlich aus Erzählungen von damals.
Damals, als das Ruhrgebiet die Zentrale der deutschen Beatmusik war.
Frederic & the Rangers, zum Beispiel. Oder The Sunbeams. Die kamen von dort und waren damals in aller Munde.
Und wo haben die Beatles damals gespielt?
Genau! In der Gruga, in Essen.
(Der Reiseführer, den die Beatles auf ihrer Blitz
Damals, als die Welt noch besser war. Nicht so gut wie davor, aber besser als wie heute. Es war eben noch das gute alte Früher.
Damals.
Weil die Foto- und Filmaufnahmen von damals alle in Grautönen gehalten waren, erzählte man sich im Rest der Welt, dass das Ruhrgebiet eine graue und trostlose Gegend sei.
Das Stadtmarketing hatte da natürlich alle Hände voll zu tun. In einem Akt der Verzweiflung kamen die da auf eine prima Idee!
„Jaaaa“, haben die gesagt, „wir haben da was geändert! Was ganz Neues haben wir da in der Mache! Ab jetzt soll alles Grün werden. Auch vonwegen der neuen Farbfilme!“
Fanden dann alle toll, die Idee.
Es gäb da nur ein kleines Problem... die Finanzierung sei noch nicht gesichert.
Und mit dieser hahnebüchenen Geschichte und Idee im Gepäck, sind die vom Stadtmarketing dann mit dem Klingelbeutel los gezogen. Nach Düsseldorf, Bonn (später Berlin) und abwechselnd nach Straßburg und Brüssel.
Das waren ja alles Orte, von deren Einwohnern noch niemals jemand das Ruhrgebiet mit eigenen Augen gesehen, geschweige denn tot überm Zaun...
Ob die nicht ein paar Pfennige erübrigen könnten, es wär ja alles so grau, im Ruhrgebiet.
So wie damals, beim „Notopfer Berlin“. Da hat man zwischen 1948 und 1956 auch immer 2 Pfennige Extra auf die Briefe kleben müssen, damit der Iwan die freie Welt nicht überrennt.
Naja, und dann hat man Pfennige für das Ruhrgebiet gesammelt. Und wie!
Alle haben was dazu getan. Düsseldorf, Bonn (später Berlin) und abwechselnd auch Straßburg und Brüssel.
„Notopfer Ruhrgebiet“, das klang natürlich nicht so schön und war auch viel zu lang. Kann sich ja keiner merken, so nen langen Text. Hat man dann kurz und knapp „Kohlepfennig“ genannt.
Damit das Grau aus dem Ruhrgebiet verduftet.
(50 Pfennig Spielgeld)
(50 echte Pfennig, für die Begrünung)
Und weil mich das interessierte, was die mit meinen sauer ersparten Pfennigen so angestellt hatten, bin ich da einfach mal hin.
Und mir blieb die Spucke weg!
Was hatten die mit meinem Geld gemacht?
Grün... naja, mit ein bisschen gutem Willen kann man es so bezeichnen.
Ruhrgebiet
Ich hab mich dann mit dem Rad durch den Nebel gekämpft.
Natürlich hatte ich mich ständig verfahren. Man konnte ja die Hand vor Augen kaum erkennen.
An einer Bude habe ich mir dann Postkarten von nebelfreien Tagen gekauft. Bestimmt hatte man die Motive auch mit dem Computer bearbeitet. Da muss man ja heutzutage nur auf einen Knopf drücken und schon ist das fertig und schön!
Sonderwertungspunkt, "Der onanierende Otto"
Sonderwertungspunkt Essen
Detail, nach der Natur...
Detail
Völlig ohne Orientierung merkte ich, dass es spürbar aufwärts ging. Hinauf zur Luft, hoffte ich.
Und in der Tat, es lichtete sich und ich stand völlig zufällig vor dem
Bismarckturm in Essen.
Von da hab ich auch noch die Aussicht geknipst (und zuhause dann am Computer auf den Knopf gedrückt, der das Foto schön macht!)
vorher
nachher
Ich hatte noch überlegt, den nicht weit entfernten Bismarckturm in Bochum anzusteuern.
Aber, mal ehrlich, bis nach quasi Niedersachsen...
Jetzt können auch mal andere was erzählen.
Tja, Sie sehen mich sprachlos. Weiter als nach Duisburg (okay und einmal Mülheim-Saarn) habe ich mich noch nicht vorgewagt in den Kohlenpott. Die Ärzte habens mir verboten - aus Sorge um meine Lungen. Ich muss schon husten, wenn ich Ihre unbearbeiteten Bildversionen angucke!
mark793,
Dienstag, 10. November 2015, 18:06
Also, außen herum gehts ganz gut. Vielleicht nimmt man die S-Bahn, um die schlimmen Teilstücke zu überbrücken. Schöne Gegend gibt es dort ja doch auch.
Wie es in quasi Niedersachsen aussieht, das hab ich mit dem Rad noch nicht erkundet.
Wie es in quasi Niedersachsen aussieht, das hab ich mit dem Rad noch nicht erkundet.
prieditis,
Mittwoch, 11. November 2015, 15:24
Tatsächlich bin ich voriges Jahr auf einer Radtour in Wesel wegen eines aufziehenden Unwetters in den Regional-Express Richtung Düsseldorf geflüchtet. Von Dinslaken und Oberhausen (für einen gebürtigen Kurpfälzer wie mich schon gefühltes Friesland) habe ich durch die massive Regenwand vor den Zugfenstern so gut wie nichts gesehen, erst zwischen Duisburg-Süd und D-Flughafen hellte es wieder auf.
Okay, Teile des Essener Stadtgebiets habe ich auch schon erkundet, Kettwig, Baldeneysee, Werden und Kuferdreh, aber das ist ja auch nicht gerade mittenmang im typischen Ruhrpott. Dabei gäbe es dort sicher noch manches zu erkunden, wie diesen Zoll-Zechverein oder wie das heißt und den Schiffsaufzug in Waltrop.
Okay, Teile des Essener Stadtgebiets habe ich auch schon erkundet, Kettwig, Baldeneysee, Werden und Kuferdreh, aber das ist ja auch nicht gerade mittenmang im typischen Ruhrpott. Dabei gäbe es dort sicher noch manches zu erkunden, wie diesen Zoll-Zechverein oder wie das heißt und den Schiffsaufzug in Waltrop.
mark793,
Mittwoch, 11. November 2015, 16:07
"Typisch Ruhrpott"... kann man so schlecht sagen. Da sind immer viele tolle Teilstücke schön und es ist ja auch ein wirklich großes Gebiet.
Dazwischen aber eben auch ganz viel Jungbusch.
Dazwischen aber eben auch ganz viel Jungbusch.
prieditis,
Donnerstag, 12. November 2015, 15:16
Das können die Schalker Fußballprofis nicht von sich sagen, dass sie das Ruhrgebiet kennen...
kreuzbube,
Donnerstag, 12. November 2015, 11:50
Oha! Welche Premiumneuigkeit habe ich verpasst? Gladbach hat Schalke zweimal hintereinander deklassiert, mehr weiß ich nicht ;o)
prieditis,
Donnerstag, 12. November 2015, 15:04
Die wollen doch da nicht wohnen, in Gelsenkirchen, die Schalker Spieler. Lieber in D'Dorf.
kreuzbube,
Freitag, 13. November 2015, 20:48
Achja, stimmt. Der Raul wohnte ja auch mal hier, bevor er seinen Pass abgab um in Katar zu kicken.
Der wurde beim Windeleinkauf im hiesigen Otto Mess immer von diversen Handys gefilmt. Aber kein Vergleich zu spanischen Verhältnissen, wie er mal beiläufig beim sonntäglichen Nachmittagskick seiner Blagen im Park erzählte.
Und mit dem Auto ist man ja auch in ca. 45 Minuten in Gelsenkirchen. Und vor allem: auch wieder zurück.
Der wurde beim Windeleinkauf im hiesigen Otto Mess immer von diversen Handys gefilmt. Aber kein Vergleich zu spanischen Verhältnissen, wie er mal beiläufig beim sonntäglichen Nachmittagskick seiner Blagen im Park erzählte.
Und mit dem Auto ist man ja auch in ca. 45 Minuten in Gelsenkirchen. Und vor allem: auch wieder zurück.
prieditis,
Samstag, 14. November 2015, 11:59
ein hiesiger oberbürgermeister hat mal mächtig diskussionen verursacht mit seiner forderung, die spitzen der gelsenkirchener verwaltung sollten doch bitte auch in GE wohnen. oder wenigstens nicht allzuweit entfernt.
stapel,
Freitag, 20. November 2015, 13:00
Ohwieschön, ein Bericht aus meiner Heimatstadt!
berenike,
Freitag, 27. November 2015, 12:42
Is ja auch schön am sein, da. Nur durche City, da is mehr als öde. ;o)
Aber gestern wurde der erste Teilabschnitt desRuhrRadschnellweg 1 zwischen Mülheim und Essen eröffnet. Und irgendwann wird man die 100 Kilometer zwischen Duisburg und Hamm quasi auto- und steigungsfrei zurücklegen können. Ohne, dass man mit dem Rad über 4-spurige Marginalen hetzen muss und sich an der fehlenden Straßennamenbeschilderung stören müsste...
Aber gestern wurde der erste Teilabschnitt des
prieditis,
Samstag, 28. November 2015, 11:31
In einer Umfrage, die naturgemäß lange zurückliegt, wurde die 50-Pfennig-Münze (oder "Stück", wie man ja sagte) zum beliebtesten, weil schönsten Geldstück Deutschlands gewählt. (In Umfragen läßt sich ja jede Nichtigkeit ermessen.) Ich finde das aber auch.
kid37,
Samstag, 5. Dezember 2015, 05:56
Ich weiß noch ganz genau, wo ich mein erstes 50-Pfennig-Stück auf den Kopp gehauen habe.
Das war etwas ganz Besonderes, denn zuvor hatte ich nur Groschen zur Verfügung.
Ich kaufte mir "Schnupp"*
*Süßigkeiten, Lehnwort aus dem Niederländischen
Das war etwas ganz Besonderes, denn zuvor hatte ich nur Groschen zur Verfügung.
Ich kaufte mir "Schnupp"*
*Süßigkeiten, Lehnwort aus dem Niederländischen
prieditis,
Montag, 7. Dezember 2015, 17:59
Ich wische mir immer noch Tränchen auße Augen - wegen dem Erinnerungs-Fuffzichfennichstück und meine Erinnerungen an mein Duisburg-Hochfeld, wo mein Bett einmal stand..."wohnen" konnte man das nich nennen, aus reiner Verzweiflung jeden Sonntach erst ins Lembruck-Museum, dann nach Wedau getapert...hach, und dann der Tant-Emma-Laden: "Darfet sonz noch wat sein, außer die Eier...?"
Sie haben mich gekriegt *mitderUnterlippezitter*
Sie haben mich gekriegt *mitderUnterlippezitter*
,
Dienstag, 8. Dezember 2015, 12:12
Es freut mich sehr, dass Sie den Text eher als Zuneigungserklärung aufgenommen haben! Prima!
prieditis,
Mittwoch, 9. Dezember 2015, 15:10