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a. a. O.  vermutete Jean Stubenzweig:
"Zunehmend verstärkt sich mein Eindruck, Sie wollten der jüdisch-christlichen Leidkultur von der Fahne gehen – bei diesen vielen Tempelgängen."
Ein Zitat aus dem Zusammenhang, auf das ich gerne hier antworte:

Am 3. Januar begab ich mich des nachts zu meiner Schlafstatt. Durch Krämpfe schwer geschwächt, ging ich etwas retardiert und nicht behende im Ausfallschrittsprunglauf, wie sonst üblich. Man könnte auch sagen: Ein geschickter Schuster hätte mir die Schuhe besohlen können, während ich so meinen Weg ging.
Weil ich so leise schlich, hatte ich dann in der Kammer das zweifelhafte Vergnügen, einen Zimmergenossen kennenzulernen, der sich zuvor sehr bedeckt gehalten hatte.
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(Periplaneta orientalis), nähere Beschreibungen entnehmen Sie bitte "Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen.", Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884, S. 537-539.

"Hui, wie schick! Ein Ureinwohner!", dachte ich da so, ganz ohne Nebengedanken. Ich habe nicht einen Gedanken darüber verschwendet, warum das kauzige Tierchen auf dem Rücken lag. Vielleicht war er vom Bett gefallen (das fällt mir nun ein)? Leider hatte ich meinen Fadenzähler daheim liegen gelassen, sodaß ich keinerlei Studien anfertigen konnte. Außerdem meldete sich kurzfristig das Bauchgrimmen zurück. Flugs griff ich zum Kerzenglas (aus Acryl) des Windlichtes, welches sich gleich neben dem Bette auf einem Nachtschränkchen, neben einer erklecklichen Anzahl von Kohletabletten, befand. Und rubbeldikatz das Dingen über den Kameraden gestülpt.
Doch was nun? Sollte ich diesen knuddeligen Gesellen, wie so viele seiner Art ein typischer Einzelgänger, in meinen Koffer packen, um ihm daheim bei mir eine neue Heimstatt zu verschaffen? Mir war unwohl bei dem Gedanken, ihn seiner vertrauten Umgebung zu berauben. Das Beste wäre wohl gewesen, ihn vor die Tür zu setzen, um ihm die gerechte Gelegenheit zu bieten, sich selbst ein neues Domizil zu suchen. Doch was wäre, wenn dieser Kakerlak, wie manche Tauben, Hunde von der Autobahnraststätte oder Aale und Lachse, einfach wieder zurück käme?
So entspann sich in meinem Kopf ein philosophischer Dialog zwischen den zwei inneren Schweinehunden. Der wurde mir sehr schnell zu kompliziert. Handeln war gefragt!

Mit festem Blick die Schabe beobachtend, machte ich mit der linken Hand einige ungelenke Versuche, die Zeitung auf dem Nachttisch zu ergreifen. Dabei traf ich den Auslöser für das Kompaktscheibenabspielgerät. Dieses trötete auch binnen weniger Momente los und spielte eine geradezu sinnstiftende Melodei - dazu später mehr.
Der Kakerlak schien mir darob überrascht und zuckte sogleich überaus nervös, während es mir dann doch noch gelang, die gesuchte Zeitung zu ertasten und zu mir zu ziehen. Wäre ich geistig auf der Höhe gewesen, hätte ich mich auch daran erinnert, das die zu kleinen Türmchen gestapelten Kohletabletten darauf lagen.
Das Geräusch der hinunterplumpsenden Comprimetten versetzte mich nicht in Verzückung. Musste ich sie doch nun vom Boden auflesen und wieder aufs neue stapeln.
Eine Arbeit, die zunächst verschoben wurde, denn der mittlerweile gefasste Aktionsplan Kakerlak trat in kraft:

Mit gleichmäßig zitternder Hand schob ich nun die Zeitung unter das Windlichtglas. Es war gar nicht so einfach, denn es galt doch, zusätzlich die Zeitung unter den nervösen Gesellen zu plazieren. Es knisterte, woran zweifelsohne die unruhig hin und her zappelnde Schabe einen großen Anteil hatte. Sie lag schließlich auf dem Rücken und ich wollte um jeden Preis verhindern, daß sie durch meine Aktivität vorzeitig wieder auf die Beine kam. Denn dann wäre sie mir bestimmt ausgebüxt. Das wäre eine feine Kosten-Nutzen-Rechnung geworden! Ich war ein bißchen nervös, aber letztlich erfolgreich.
Was für eine große Freude! Naja, es war mehr ein Stück Erleichterung.
Der Aktionsplan Kakerlak war beendet, denn weiter gingen meine Planungen zunächst nicht.

Und nun? Das Windlichtglas leicht schiebend, versuchte ich herauszufinden, welche Technik die erfolgversprechende sei, um das Knisterkerlchen irgendwie aus meiner Kammer zu entfernen. Das Glas war ja eine Hülse und keine Büchse und mir war nicht klar, ob der Rückenlieger nicht doch in der Lage sei, die Acrylglaswandung empor zu kraxeln.
Er war nicht. Derweil ich ungelenk hantierte, meldete sich mein Bauchgrimmen spontan zurück. Diese kurze Ablenkung ließ mich auf das Lied hören, welches ich bereits als sinnstiftend bezeichnete.

Es war nicht so, daß ich alle Handlungen und Überlegungen, die ich seit ertönen des Kompaktscheibenabspielgerätes getätigt hatte, innert 2:32 Minuten vollzogen hätte. Dazu war ich schlichtweg nicht fit genug. Es war vielmehr so, daß ich mir dieses Lied als Sicherungskopie so an die dreiundzwanzig Mal auf die Makrolonscheibe gebrannt hatte. Der Barde dieses Liedes, Schlaffke Wolff alias Zwakkelmann aus Hamminkeln/ b. Wesel, vergisst nämlich ganz gerne mal seinen Text (das hat er mit einem anderen Liedermacher des Niederrheins gemeinsam: Hans Dieter Hüsch)...

Aber ich konnte mir den Text sehr wohl merken und so pfiff ich bei dem Liedlein mit, ja, teilweise drückte ich gar einige Verse durch meine gespannten Lippen.

Ich kürz mal ab:

(c) eric prieditis
Da kann man mal sehen, wie selbst gedruckte Ablichtungen von Feuerwerken äußerst gefährlich für Leib und Leben sein können...

Und das ist eigentlich und schlußendlich die Antwort auf Herrn Stubenzweigs Vermutung.
Ich glaube, ich werde auch (sic!) in diesem Leben weder Hindu- noch Buddhist.

Lesen Sie auch meine Urlaubspost vom Tag 9.
Und auch die Post N° 10, passend zu diesem Beitrag, ist nach bereits 2 Wochen eingetroffen!




Schon wieder Ernst Jünger.

Ich habe in seinem Käferbuch nichts dazu gefunden. Wurden die Schaben denn in Fleischers "Käferfreund" beschrieben?

Da hat meine dürftige Bildung mich wohl mal wieder zu weit aus dem Fenster gelehnt. Nein, ich habe schlicht nur an den dilettierenden Koleopterologen gedacht. Ich weiß ja nicht einmal, ob eine Schabe ein Käfer ist. Und den einzigen Käfer, den ich kenne, bei dem habe ich früher hin und wieder ein Gläschen Champagner gesüffelt, wenn der nebenan wohnenden Freundin danach war. Ach so, einen nach oben offenen Käfer hatte sie auch.

Huch, ich wollte Sie keinesfalls kompromittieren. Meine Bildung steht und fällt mit der jährlichen Entrichtung der Lesegebühr der Stadtbibliothek. Wie sonst hätte ich aus Brehms Thierleben zitieren können - und der "Käferfreund" wird als Grundlage der Sammelleidenschaft Jüngers in den Anmerkungen der Kriegstagebücher genannt.