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[2054]

Teil 2:

Auf ein Bier, mit Fritze Engels

Naja, nachdem ich vor Remscheid scheiterte, da suchte ich Trost (und eine eventuelle, alternative Verbindung nach Remscheid) beim alten Fritz. Der ist ja auch so eine Lichtgestalt des Ostens und hat immer einen guten Rat für jedwede Lebenssituation parat. Der Fritze Engels, bevor der in Rente ging, der war ja so in etwa wie Goethe, der bekanntermaßen auf jedem Gebiet dilettierte. So auch der alte Fritz.

Aber der Weg dorthin war nicht so einfach, wie ich dachte. Die Wege bestanden aus Betonplatten, die teilweise mit einem leichten Höhenunterschied von bis zu 5 cm verlegt waren.
Das war aber auch kein Wunder, denn als der Osten, unverschuldet und durch westliche Agenten forciert, in eine leichte finanzielle Schieflage geriet, da wurde beschlossen, den Vorgang Straßenbelag in Gang zu setzen.
Man musste auf Druck des Westens den schönen Straßenbelag entfernen, damit die autofreien (wegen Kraftstoffmangel!...sonst wäre ich ja wohl auch kaum mit den Rad...) Innenstädte dort mit eben diesem entfernten Pflaster verschönert werden konnten. Denn haltbare Betonplatten, die machen sich auf einem City-Fest nicht so gut, wie hübsch verlegtes Pflaster. Naja, und dann hat man im Osten eben den sehr haltbaren Beton genommen.
Die ollen, überbordenden und völlig sinnfreien Zuckerbäckerbaiserhäuser aus den Zeiten der Reaktion hat man dann auch gleich mitverkauft.

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Und stattdessen schöne, moderne Betonplattenhäuser gebaut.
Mit großzügigen freien Plätzen, die Raum für Panzer Luft für die Menschen lassen, damit die sich, ganz spontan, auch mal draußen an der frischen Luft treffen können. Am 1. Mai, zum Beispiel.
Solche Architektur, die schmeckt sogar dem Verstand, wie die Tageslosung auf dem politischen Plakat verkündet.

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Ich hatte mich nur für einen Moment von der Architektur beeindrucken lassen und schwupps, schon hatte ein Künstler mit ein paar flott gezogenen Linien mein Rad in die Architektur integriert!
Das war echte Planverteidigung der 7% Kunst am Bau! Bravo!

Die Magistrale entlang führte mein Weg weiter zu

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Friedrich Engels.

Ach nein, es war nur der „Sonderwertungspunkt Bismarck“ für die unendliche Rundfahrt.

Ich hatte mich da wohl leicht in der Streckenführung geirrt, weil die prosperierende Stadt nämlich allen alten Ballast abwirft und neu baut.
Das ist konsequent, aber auch ein wenig unbequem für denjenigen, der sich in der Stadt bewegen möchte.
Aber da haben sich die Genossen Stadtoberen was Dolles ausgedacht!

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Während auf dem Boden rege Bautätigkeit aller verbliebenen Werktätigen herrscht, hat man die Straßenbahn kurzerhand hängend, auf Stelzen, über den Grund verlegt. Wenn das der H.G. Wells wüsste, der hatte ja zeitlebens von Hochstraßen in mehreren Ebenen geschrieben und alles und so...

Dann endlich befand ich mich auf der Fritze-Engels-Allee. Davon geht dann nämlich die Engelsstraße ab, die zum Engelshaus führt. Und direktemang vor dem Engelshaus befindet sich der – rischtisch – Engelspark.

Die ganze Engelei ist übrigens gänzlich unesoterisch!

Friedrich Engels selbst ist übrigens häufig im Park anzutreffen.

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Das besondere an ihm, was ihn von allen Engels auf der ganzen weiten Welt unterscheidet:
Er hält immer eine Pulle Bier für seine Gäste parat!
Aber man bekommt sie nicht einfach so in die Hand gedrückt, nein, nein, man muss darum mit ihm spielen. Und zwar Schnick-Schnack-Schnuck!

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Da hab ich auch gleich einen Tipp parat:
Der Fritze Engels, der verlässt sich vornehmlich auf den guten alten Stein.
Ich hab das auch erst nach dem zweiten von drei Versuchen geschnallt (ich verlasse mich auch gerne auf den guten alten Stein). Beim dritten Versuch hatte ich dann das Papier gezeigt -

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und GEWONNEN!

Dann hielt der Engels noch eine Lobrede auf die phantastische Leistung der Chinesen, die sein Dasein in dieser Stadt erst möglich gemacht hätten. Da hatte ich aber schon nicht mehr so richtig zugehört. Vielleicht war das mit dem Bier doch kein so guter Einfall von Friedrich Engels, im Engelspark vor dem Engelshaus, an der Engelsstraße, die von der Friedrich-Engels-Allee abgeht.

Ich bin dann auch gegangen.

Auf dem Rückweg kam ich noch an einem Krankenhaus vorbei.

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Den Menschen im Osten muss es wirklich gutgehen, wenn sie gar nicht mehr krank werden und keine Krankenhäuser mehr brauchen, hatte ich mir dann so zusammengereimt...

Achso, von der Wandzeitung erfuhr ich noch:
Die finanzielle Schieflage soll 2017 beendet sein.
2017! Im Oktober! Wenn das kein Zeichen ist!

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Hm...


Wordt Vervolgd...




Auf den Stein setzt ja jeder am Anfang. Dabei könnte man was lernen, wenn man sich an diese uralte Band aus Holland erinnerte, die vor Äonen auf Friedensdemos und solchen Veranstaltungen vor heute uralten Menschen sang: Das weiche Wasser bricht den Stein.

Danke für diese Fotos. Wie froh ich bin, nicht im Zonenrandgebiet leben zu müssen.

Waren das die "Bots"?
Die kennt man ja heute eigentlich nur noch von ihrem Gassenhauer: "Was sollen wir trinken, sieben Tage lang?"*


*Kommt den meisten heutigen Gewerkschaftsveranstaltungen auch wesentlich näher...

Da fällt mir gerade noch ein, und bevor ich es wieder vergesse:

Ich hatte damals Poster von Van Veen an der Wand hängen. Kreidler Van Veen...

Links neben Engels, im Hintergrund, steht übrigens die berühmte Skulptur vom Künstler Heidewitzka.