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Mittwoch, 7. Mai 2014
(c) pop skurrilist
[2005]

Ab|horrem|zieren

So, da saßen wir nun also in der Bimmelbahn nach Aachen, der ollen Kaiserstadt, in der Karl le Grand, oder auch Charles Allemagne, wie der Franzose ihn nennt, 814 zum letzten Mal das Wurstwasser aus den dortigen Quellen trank und sich ein lecker Pflaumenmusbütterken schmierte. Naja, schmieren ließ.
Das Fahrradabteil teilten wir uns mit einer Horde halbstarker Radwandervögel, in Begleitung zweier Pädagogen. Der eine der Pädagogen war, wohl zufällig, nach der neuesten Mode gekleidet! Er trug nämlich einen Vollbart! Den hatte er aber bestimmt schon lange, bevor so ein Gesichtsschmuck hip wurde. Pädagoge NOS*, quasi.

*NOS bedeutet in diesem Fall wahlweise "Never Out of Stock" oder "New Old Stock". Lachgas hingegen scheidet aus...

Kurz hinter Köln erfuhren wir dann, daß der Bimmelbahn in Horrem die Kohlen ausgehen würden.
Das sei lange schon so geplant gewesen und die Deutsche Bundesbahn hätte das auch auf allen Kanälen kund und zu wissen getan.
Tja, leider nicht über CB-Funk!
Bevor sich jetzt hier einige Neunmalkluge mit dem erhobenen Zeigefinger aus dem kissenbewehrten Fenster lehnen und den gutgemeinten Kommentar äußern oder – schlimmer – gar denken mögen: „Na, da hätte man sich ja im Vorfeld mal informieren können...nänänänä“
Dem rufe ich entgegen:
„Was schlau machen? Aufpassen!“
Natürlich könnte ich jetzt hier aus dem Gedächtnisprotokoll rezitieren und ALLE zur fraglichen Zeit vorhandenen baulichen Tätigkeiten und den damit verbundenen Unbequemlichkeiten im Reiseverkehr der Deutschen Bundesbahn nicht nur stehenden Fußes, sondern dazu auch noch stante pede, aufzählen. Allein, es wäre sehr langweilig.
Einzig die Anmerkung im Kleingedruckten des Sonderfahrplans: „Nur bis Horrem bekohlt“, die ist mir wohl entglitten. Bestimmt war da auch überhaupt gar kein Hinweis gewesen. So.
Zumindest nicht über CB-Funk.

Von Horrem sollte dann der Ersatzverkehr (kicher) stattfinden. Mit dem Bus. Bis Düren.
Leider hatte der Bus keinen Platz für Fahrräder.
„Was für ein Stück des Glücks, daß wir keinen Kinderwagen mitführen!“
So freudig ausrufend, lagen wir uns mit den Tränen der Rührung in den Armen. So konnten wir wenigstens mit dem Rad die 30 Kilometer bis Düren überbrücken. Ob die junge Frau mit Kinderwagen und diversen Kindern unterschiedlichen Alters ein Taxi genommen hat – ich weiß es nicht.
Wir hatten allerdings vor unserer weiteren Reise, welche ja nun die erste Radetappe werden sollte, ein klitzekleines Problem zu lösen, welches sich in zwei Komponenten gliederte.
a) Wo zur Hölle liegt Horrem?
b) Wie kommt man nach Düren?
Umgehend befragten wir einen Droschkenkutscher der hiesigen Taxizentrale, der lässig an sein Taxi gelehnt, auf solche Fragesteller wie uns nur zu warten schien.
Er hatte kaum zur Wegbeschreibung angehoben, da kam leider schon ein weiterer, gerade beschäftigungsloser, Chauffeur dazu und ergänzte die Erläuterungen des Ersteren um seinen Senf.
Das verunsicherte den Ersten natürlich und die Beschreibung des Weges wurde recht konfus und zusammenhanglos.
Wir bedankten uns fein artig und fragten nach 50 Metern eine Passantin.
Die kannte den Weg aber nur über die Autobahn und wünschte uns viel Glück.
Tja. Aufs Geratewohl sind wir dann mal los. Geholfen haben bei der wirren Navigation schlußendlich teils bemooste, teils völlig zugewucherte Wegweiser. Stellenweise war die Strecke und die sie begleitende Gegend recht nett anzuschauen. Wenn mal nicht der Gegenwind gewesen wäre. Dennoch, schön, daß mal gesehen zu haben, bevor dann der Bagger aus Hambach...
Ich will die geneigten Leser auch gar nicht weiter mit nicht ganz ungefährlichen Passagen über die Landstraßen langweiligen. Nur noch soviel:
In Düren, kurz vor dem Bahnhof, ertönte von meinem Hinterrad ein „Flapp-flapp-flapp“.
Juchu! Ein Platten! Mein Erster, seit 2012!
Ein Jammer, daß ich das teamgeiststärkende Seminar für Führungskräfte „Fahrradflicken“ seinerzeit aus anderen Gründen versäumt hatte. Was hätte man da auch lernen sollen? Ich meine, „Teamgeist“ und „Führungskräfte“, das ist doch paradox!
Gottlob konnte mir der kreuzbube helfen. Ohne ihn säße ich bestimmt noch immer in Düren, mutterseelenalleine auf einem Kilometerstein, das Gesicht in den Händen vergraben, ohne Wasser, weil ich vor dem Umdrehen des Fahrrades zwecks Ausbau des Hinterrades vergaß, die Pulle aus dem Halter zu nehmen...
Nach erfolgreicher Schlauchwechselung erreichten wir dann doch noch irgendwann den Dürener Bahnhof, bestiegen einen Schienenbus, fuhren bis Aachen Hauptbahnhof, und stiegen aus.
An der dortigen Radstation erstand ich einen neuen Schlauch und presste mittels Kompressor noch etwas mehr Luft in den hinteren Pneu. Ich hinterließ den wirklich freundlichen und zuvorkommenden Kollegen ein kleines Trinkgeld und endlich, endlich, endlich, mit lächerlichen 4 Stunden Verspätung, startete unsere eigentliche Radtour nach Westen! Oder den Tod!

Halt!
Am Aachener Hauptbahnhof kamen wir noch in den Genuss einer Vorführung allererster Güte.
Ein Kleinkünstler, der in ausgefeilter Maske einen sozialkritischen Monolog darbot.
Auf einem Teppich befand sich das Genie teils im Schneidersitz sitzend, dann stehend, dann um den Teppich herum schlendernd, bald darauf liegend, knieend und alles und so.
Der Monolog selbst war eine Variation des „Hauptmann-von-Köpenick-Themas“. Weniger Nähe zu Rühmann denn zu Juhnke – wenn sie wissen, was ich meine *zwinker
Nach einer Viertelstunde war der Monolog beendet und der Künstler fing sofort – ohne Pause – wieder von vorne an. Bravo! Da Capo!

Aber dann galt es wirklich:
Nach Westen! Oder den Tod!

wordt vervolgd...



Montag, 5. Mai 2014
(c) pop skurrilist
[2004]

"Heer Halewijn zong een liedekijn,
Al die dat hoorde wou bi hem zijn."


Ich dreh ja mittlerweile ganz gerne mal eine kleine Runde mit dem Rad. Bisken am Rheinufer entlang, Modenschau machen und so. Haben Sie hier vielleicht schon mal gelesen.
Der kreuzbube weiß das und machte irgendwann den Vorschlag zu einer gemeinsamen Ausfahrt über Ostern.

Er würde gerne mal Brügge sehen, hat er gesagt. Brügge! Nicht Brüggen am Niederrhein. Brügge! In Belgien! Kurz vor England!
Eine alte Volksweise spricht in einem völlig anderen Zusammenhang

„Och neen, gy dochter, neen, gy niet:
Die derwaert gaen, en keeren niet!“*

Das ist Mittelalterdeutsch und heißt soviel wie:

„Och nee, Mädchen, lass ma stecken!
Die dorthin gingen, kamen nicht zurück!“

*das sollte später noch von Bedeutung sein.

Jetzt waren wir aber keine Töchter...

Ich wäre ja schon mal dort gewesen, hat er gesagt. Und weil er kein Mittelhochdeutsch spricht, was ja dort, zumindest im nördlichen Landesteil, die Landessprache ist, hab ich mich breitschlagen lassen, mitzuradeln.
Da hab ich aber mal gleich das Wanderer mit Blumen geschmückt und mir den Strohhut aufgesetzt.
Brügge hat nämlich nur Kopfsteinpflaster zu bieten und da wäre das Wanderer mit den 40 mm (4 cm) breiten Schluppen ein geradezu prima Fortbewegungsmittel gewesen.

Auf meine Frage, ob denn in des kreuzbuben Auto auch zwei Fahräder sowie das ganze Gepäckgeraffel Platz hätten und ob man denn nun bis Brügge selbst oder in dessen nähere Umgebung mit dem Auto fahren wolle, da hat er gesagt:
„Wir fahren von Dir aus mit dem Rad nach Brügge!“
Hat er gesagt. Von mir aus...

Mit einer, bis dato, geschätzten Jahreslaufleistung von immerhin über 50 km fühlte ich mich für diese Reise bestens präpariert.

Jetzt war es aber so gewesen, daß der kreuzbube sich einen kapitalen Schnupfen eingefangen hatte.
Und weil die Landschaft hier vor der Tür der Landschaft bei ihm vor der Tür ziemlich ähnlich ist und es damit eventuell zu einer großen körperlichen Anstrengung bei landschaftlicher Langeweile kommen könnte,wurde der Entschluss gefasst: Wir fahren mit der Bimmelbahn bis Aachen und dann weiter nach Maastricht, Tongeren, Tienen, Leuven.
Natürlich nur bis Aachen mit der Bahn. Den lächerlichen Rest hätten wir mit dem Rad zurückgelegt.
Die Nieder...äh.. Holländer und Belgier, die haben nämlich Fahrradfernverbindungen allüberall. FahrradAutobahnen, quasi.
Was Fahrradwege betrifft, da gibt es nur an den Autobahnen keine. Und in Antwerpen auch nicht. Aber da wollten wir auch gar nicht hin. Wir wollten über die LF6 nach Brügge. Bis kurz vor England!
Oder den Tod.

wordt vervolgd...



Montag, 28. April 2014
(c) eric prieditis - pop skurrilist
[2003] Seiten 392/393
(c) eric prieditis - pop skurrilist
[2002] Seiten 390/391
(c) eric prieditis - pop skurrilist
[2001] Seiten 388/389
(c) eric prieditis - pop skurrilist
[2000] Seiten 386/387
(c) eric prieditis - pop skurrilist
[1999] Seiten 384/385
(c) eric prieditis - pop skurrilist
[1998] Seiten 382/383

1923: der Hülfsweichensteller Josef Ph. Buckenhüskes aus Kempen am Niederrhein, beginnt anlässlich des 110. Jubeljahres mit der ihm ganz eigenen Ausführung seiner Version von "Richard Wagners Jugend=Briefe"
(zweiter B Hand).



Sonntag, 6. April 2014
Fast 2000 Kunstwerke in knapp 7 Jahren... könnte man ja mal langsam an den Ruhestand denken...



(c) eric prieditis - pop skurrilist
[1997] Seiten 380/381

1923: der Hülfsweichensteller Josef Ph. Buckenhüskes aus Kempen am Niederrhein, beginnt anlässlich des 110. Jubeljahres mit der ihm ganz eigenen Ausführung seiner Version von "Richard Wagners Jugend=Briefe"
(zweiter B Hand).

Zwei unversehrte Seiten.
Zunächst ging man davon aus, der Hülfsweichensteller Josef Ph. Buckenhüskes aus Kempen am Niederrhein, hätte 1923 aus Unachtsamkeit diese Seiten überschlagen. Vielleicht, so dachte man, hätten die Seiten aneinander zu sehr gehaftet.
Dann allerdings fiel die Aufmerksamkeit der Forscher auf einen entscheidenden Ausruf auf Seite 381, Zeile 22:
"Das Kunstwerk der Zukunft"

Diese Seite konnte Buckenhüskes nur ganz bewusst unversehrt gelassen haben, so die einhellige Meinung der Wissenschaft.
Denn Josef Ph. Buckenhüskes wollte niemals Kunst der Zukunft sein. Ihm war das Hemd näher als die Hose.